Ex-Konzernchef Hayward kann sich auf üppige Pensionszahlungen freuen. Mit Robert Dudley tritt erstmals ein Nicht-Brite an die Spitze von BP.

Hamburg/London. Es war der Tag des Neustarts, obwohl das Datum um mehr als zwei Monate davon abweicht. Gestern kündigte BP an, dass Konzernchef Tony Hayward , 53, zurücktritt. Das geschieht zwar erst zum 1. Oktober. Doch ab sofort wird sich die gesamte Aufmerksamkeit auf Haywards Nachfolger Robert Dudley, 54, konzentrieren, derzeit US-Chef des Konzerns. Hayward wird üppige Pensionszahlungen erhalten und wohl einen gut dotierten Posten als Aufsichtsrat beim britisch-russischen Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP übernehmen. Er nahm seinen Abschied gestern schon vorweg: "Heute ist ein sehr trauriger Tag für mich. Ich liebe dieses Unternehmen und alles, wofür es steht."

Derzeit steht BP vor allem für die größte Ölkatastrophe in der Geschichte der USA. Bis zum 1. August will der Konzern die im April havarierte Ölquelle im Golf von Mexiko endgültig abdichten. Geld allerdings wird für dieses Ereignis noch lange fließen, für Reparatur- und Reinigungsarbeiten, für Entschädigungen an Bürger und Unternehmen und Strafzahlungen an die US-Behörden. Gestern präsentierte BP auch die Geschäftszahlen für das zweite Quartal. Unter dem Strich steht ein Verlust von 17 Milliarden Dollar, es ist der erste Verlust des Konzerns seit 1992.

Der Konzern will Teile für bis zu 30 Milliarden Dollar verkaufen

Nach aktuellem Stand bewertet BP die Kosten für die Ölpest im Golf mit 32,2 Milliarden Dollar. Rund 2,9 Milliarden Dollar hat der Konzern bereits gezahlt, 29,3 Milliarden Dollar wurden zurückgestellt, inklusive der 20 Milliarden Dollar, die der Konzern der US-Regierung für einen Hilfsfonds zugesagt hat. Die Folgekosten für die Beseitigung der Schäden und die Aufarbeitung der Katastrophe könnten aber weit höher ausfallen. "Das Ausmaß und die Zeitspanne für mögliche Verpflichtungen in Bezug auf die Ölpest im Golf von Mexiko sind einem sehr hohen Grad an Unsicherheit ausgesetzt", heißt es im Geschäftsbericht. Der künftige Konzernchef Dudley relativierte die Belastungen: "Ich unterschätze nicht, vor welchen Herausforderungen wir stehen, aber der Konzern ist finanziell robust."

Unternehmensteile für bis zu 30 Milliarden Dollar will BP in den kommenden 18 Monaten verkaufen, um die Golfkrise finanziell im Griff zu behalten. In der vergangenen Woche hat der Konzern bereits Vermögenswerte für rund sieben Milliarden Dollar an den US-Öl- und Erdgasförderer Apache veräußert. "Das war kein Notverkauf", sagte ein Analyst. BP habe einen guten Preis erzielt. Die Öl- und Gasfelder seien von dem Konzern nur mit der Hälfte des Kaufpreises bilanziert gewesen. Für weitere Verkäufe hat BP genügend Auswahl: Das Unternehmen ist in rund 100 Ländern aktiv mit der Förderung von Öl und Erdgas, mit Raffinerien, Tankstellennetzen oder dem Vertrieb von petrochemischen Produkten.

Trotz der Verkäufe zieht sich BP nicht aus der Förderung von Öl und Erdgas auf dem Meer zurück, im Gegenteil. Derzeit beginnt der britische Konzern mit der Erschließung eines riesigen Offshore-Ölfeldes im Golf von Sidra vor der libyschen Küste. Es ist das größte Energieprojekt, das je ein ausländischer Konzern in dem arabischen Staat gestartet hat. Gebohrt wird in einer Wassertiefe von rund 1700 Metern. Das sind 200 Meter mehr als bei der havarierten Ölquelle im Golf von Mexiko.