Die Frauenerwerbsquote in Deutschland (Anteil der Frauen an allen Beschäftigten von 15 bis 65 Jahren) ist mit 62 % viel niedriger als etwa in den skandinavischen Ländern (67 %). Aber die Zahl arbeitender Mütter in Deutschland steigt: 5,7 Millionen Frauen mit minderjährigen Kindern (= 64,5% der Mütter) waren 2003 erwerbstätig (1996: 59 %). Der Anteil teilzeitbeschäftigter Mütter stieg von 28 % (1996) auf 37,6 %. Insgesamt arbeiten 45 % aller berufstätigen Frauen in Westdeutschland in Teilzeit. Interessant: In Ländern mit hoher Frauenerwerbsquote ist auch die Kinderzahl hoch (Island: 90 % Frauenerwerbsquote,

Geburtenrate 1,97; Spanien und Italien: nur 60 % Frauenerwerbsquote, die Geburtenrate ist mit 1,25 europaweit die niedrigste).

Wie familienfreundlich sind deutsche Unternehmen? Die gemeinnützige Hertie-Stiftung hat dazu die 500 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland und weitere 1000 klein- und mittelständische Betriebe (aus den Branchen Finanzdienstleistung, Gesundheit, IT, Biotechnologie, Industrie, Handel und Handwerk) sowie 100 Kommunen befragt. Ergebnis: Unternehmen konzentrieren sich hauptsächlich auf Arbeitsflexibilisierung (85 %) und Arbeitsorganisation (93 %). Nur wenige bauen mit familienbewußter Personalpolitik einen Standortvorteil aus. Nur 35 % der Firmen engagieren sich beim Mitsuchen einer geeigneten Kinderbetreuung. Fast alle Unternehmen schätzen Angebote wie Betriebskindergärten als "zu kostenintensiv" ein. Dabei gibt es viele bedarfsgerechte und praktikable Alternativen: Firmen können bei der Vermittlung von Tagesmüttern helfen, Elterninitiativen unterstützen, Belegplätze in örtlichen Kitas anbieten, eine Kinderbetreuung in Notsituationen mitorganisieren. Die Studie (www.ghst.de oder beruf-und-familie.de) bestätigt damit ein Umfrageergebnis von Rostocker Sozialwissenschaftlern: Lokale Netzwerke sind wichtig. Junge Frauen entscheiden sich viel häufiger für ein Kind, wenn vor Ort ein "informelles Netzwerk" existiert, etwa, wenn die Eltern der Frau am Ort wohnen. Solche Betreuungs-Netzwerke würden aber auch von Mitarbeitern mit pflegebedürftigen Angehörigen begrüßt.