200 Hinweise seien nach dem TV-Aufruf eingegangen. Ermittler gehen davon aus, dass die Täter aus der Region Heidenheim stammen.

Heidenheim/Stuttgart. Die erneute Fernsehfahndung im Fall der vor mehr als zwei Jahren entführten und ermordeten Heidenheimer Bankiersgattin Maria Bögerl hat der Polizei zahlreiche neue Hinweise gebracht. Bis Donnerstagmittag gingen mehr als 200 Tipps ein, wie ein Sprecher der Landespolizeidirektion in Stuttgart sagte. Die Ermittler gehen davon aus, dass die mutmaßlichen Täter aus der Region Heidenheim stammen und die Tat von langer Hand geplant war.

Der Polizeisprecher sagte weiter, viele Tipps bezögen sich auf die Handschellen, mit denen die Frau gefesselt worden sei. Ein Hinweisgeber informierte die Ermittler demnach darüber, dass es vor zehn bis zwölf Jahren in einer Diskothek in Heidenheim eine Handschellen-Messe gegeben hatte. Aber auch die Mordwaffe, vermutlich ein Küchenmesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge, spiele eine große Rolle, erklärte der Sprecher. Mehrere Tipps seien anonym über das Internet bei der Sonderkommission eingegangen.

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Fall von Entführung bis Leichenfund rekonstruiert

Der Mordfall war am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst“ in einem knapp 30-minütigen Beitrag vorgestellt worden. Anhand aktueller Ermittlungsergebnisse rekonstruierten die Ermittler den Fall von der Entführung bis zum Fund von Bögerls Leiche. Der Mordfall stand im Mittelpunkt der Sendung und nahm fast die Hälfte der Sendezeit ein.

Bögerl war am Vormittag des 12. Mais 2010 von einem mit einem Messer bewaffneten Mann aus ihrem Wohnhaus in Heidenheim verschleppt worden. Der Entführer forderte von ihrem Mann, dem damaligen Vorstand der Heidenheimer Sparkasse, 300.000 Euro Lösegeld. Das Geld wurde aber erst eineinhalb Stunden nach dem vereinbarten Zeitpunkt an einer mit einer Deutschlandfahne markierten Stelle an der Autobahn 7 abgelegt. Das Geld wurde nie abgeholt, die Übergabe scheiterte.

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Rund drei Wochen später wurde Bögerls Leiche gefunden. Nach Angaben der Polizei wurde sie mit zahlreichen Messerstichen getötet. Die Ermittler gehen davon aus, dass die mutmaßlichen Täter nie vor hatten, die Frau wieder freizulassen. Maria Bögerls Ehemann nahm sich im Juli 2011 das Leben.

Nach Angaben der Sonderkommission "Flagge“ stammen der mutmaßliche Täter und mögliche Komplizen aus der Region nordöstlich von Heidenheim. Der Soko-Leiter Volker Zaiß hatte in der Sendung gesagt, es sei wahrscheinlich, dass sie sich regelmäßig in mehreren Orten in der Gegend aufhielten oder sogar in einem der Orte lebten.

Polizei bittet weitere Zeugen um Mithilfe

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich nicht nur um einen Täter handelt. So werde etwa in einem Brief vom 18. Mai 2010 von mehreren Tatbeteiligten gesprochen, hieß es. Die Polizei rief den anonymen Verfasser auf, sich zu melden – auch anonym. Wahrscheinlich kenne der Schreiber die mutmaßlichen Täter. Zudem glaubt die Polizei, dass die Tat lange geplant war und Bögerl vor ihrer Entführung beobachtet wurde. In dem Zusammenhang wird eine Stuttgarter Taxifahrerin gesucht, die Bögerl rund zwei Monate vor der Tat gefahren hatte. Die Polizei rief auch Besucher des Klosters Neresheim auf, der Soko Fotos vom Tattag zukommen zu lassen.

Bislang ging die Polizei insgesamt 9.500 Spuren und Hinweisen nach. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, ist eine Belohnung von insgesamt 20.000 Euro ausgesetzt. Noch bis Freitag um 14.00 Uhr ist eine extra eingerichtete kostenlose Call-Center-Nummer (0800/503 503 533) der Polizei freigeschaltet. Zudem können Hinweise anonym über die Internetseite ( http://url.dapd.de/COKPRD ) der Sonderkommission bei der Landespolizeidirektion abgegeben werden.

Die ZDF-Sendung hatte für großes Interesse in der Bevölkerung gesorgt. Nach Angaben des Senders war "Aktenzeichen XY... ungelöst“ am Mittwoch mit 5,85 Millionen Zuschauern (19,7 Prozent Marktanteil) die am besten eingeschaltete Sendung in der Zeit von 19.00 bis 23.00 Uhr.