Mehr als 100 Hinweise sind zwar bislang eingegangen. Doch im Mordfall Corinna tappt die Polizei noch im Dunklen.

Eilenburg. Die Polizei hat noch keine heiße Spur im Mordfall Corinna. Bislang gingen mehr als 100 Hinweise von Bürgern ein. „Trotz intensiver Ermittlungsarbeit, vieler Suchmaßnahmen nach tatrelevanten Gegenständen, umfangreicher kriminaltechnischer Arbeit sowie dem Einsatz von Spezialkräften konnte die Straftat bislang nicht aufgeklärt werden“, gab die Polizeidirektion Westsachsen am Samstag bekannt. Am Abend wurde ein Schweigemarsch durch Eilenburg abgesagt, weil etwa 200 Rechtsextremisten und Neonazis erschienen waren. Politiker und Bürger der Stadt hatten sich schon zuvor gegen einen Missbrauch des Verbrechens zu politischen Zwecken gewandt.

Die neunjährige Corinna aus Eilenburg war einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen. Das Mädchen wurde vergewaltigt und umgebracht. Ihre Leiche fand man am Mittwoch in einem Nebenarm des Flusses Mulde. Am Samstag ging die Spurensuche mit mehreren Spürhunden weiter, sagte Polizeisprecher Sebastian Schmidt. Die sogenannten Mantrailer sind speziell trainierte Hunde. Sie waren auch nach dem Mord an der kleinen Michelle vor einem Jahr in Leipzig im Einsatz. Mantrailer suchen die Zielperson nach Duftmolekülen und nicht über Fährten am Boden. Für diesen Zweck eignen sich vor allem die Rassen Bloodhound, Schweißhund, Labrador Retriever oder Golden Retriever. Die Hunde, die jetzt in Eilenburg nach Spuren suchen, stammen von privaten Haltern aus Nordrhein-Westfalen. Schmidt zufolge können sie auch Spuren finden, die mehrere Wochen oder gar Monate alt sind.

Nach Polizeiangaben werden die Hinweise aus der Bevölkerung nun Schritt für Schritt überprüft. Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen gebe es aber keine Auskunft über Inhalt und Qualität der Tipps. Die Beamten seien weiter auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Hinweise könnten rund um die Uhr per Telefon, e-mail oder auch direkt gegeben werden, hieß es. Es blieben weiterhin etwa 80 im Einsatz. Die Spurensuche auf der Mülldeponie Cröbern sei unterdessen ohne Erfolg beendet worden. Corinna wurde am vergangenen Dienstagnachmittag zum letzten Mal gesehen, als sie die Wohnung ihrer Eltern verließ, um spielen zu gehen. Die Polizei sucht vor allem nach Zeugen, die dem Mädchen danach noch begegnet sind. Aber auch nach der verschwundenen Kleidung des Kindes und seiner Puppe wird gesucht. Wie und wann Corinna getötet wurde, ist weiter unklar. Die Ermittlungsbehörden wollen sich dazu nicht äußern, um kein Täterwissen preiszugeben. Corinnas Familie wird an einem unbekannten Ort betreut.

Nach Aussagen von Landespolizeipräsident Bernd Merbitz sind nach dem gewaltsamen Tod Corinnas nicht nur in Eilenburg in der Bevölkerung Angst und Verunsicherung zu spüren. Merbitz hatte sich am Samstag vor Ort über die Ermittlungen informiert. Die Polizei gab Eltern Empfehlungen. Grundsätzlich sollte mit Kindern über die Tat gesprochen werden. „Es gibt kein Allheilmittel, aber jeder sollte versuchen, das Selbstbewusstsein von Kindern zu stärken, damit diese in einer gefährlichen Situation reagieren können“, hieß es.

Die für den späten Nachmittag in Eilenburg geplante Kundgebung war als Schweigemarsch geplant. Nach Berichten von Augenzeugen hatten sich mehr als 500 Menschen auf dem Marktplatz versammelt. Da fast die Hälfte von ihnen ganz offenkundig aus der rechtsextremen Szene stammte, sagte Organisatorin Christina Toborg die Veranstaltung ab. Viele Eilenburger gingen danach zum Gottesdienst in die Kirche.