Das Mädchen aus Eilenburg bei Leipzig war Dienstag nicht nach Hause gekommen. Mehr als 20 Stunden hatten Einsatzkräfte nach der Vermissten gesucht.

Eilenburg. Die in der Nähe von Leipzig vermisste neunjährige Corinna ist offenbar ermordet worden. Nach fieberhafter, mehr als 20 Stunden währender Suche haben Einsatztrupps von Polizei und Feuerwehr am Mittwochnachmittag am Mühlgraben, einem Nebenarm des Flüsschens Mulde, die Leiche des Kindes gefunden.

Das Mädchen aus Eilenburg fiel vermutlich einem Gewaltverbrechen zum Opfer, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern am späten Abend mit. Zum jetzigen Zeitpunkt könnten keine Aussagen zu den Todesumständen getroffen werden, da die gerichtsmedizinische Untersuchung noch bevorstehe. Auch vom Täter gebe es bisher keine Spur. Heute wollen die Ermittler auf einer Pressekonferenz über den Fall informieren.

Schon am Nachmittag hatte sich die traurige Gewissheit abgezeichnet, dass die Neunjährige nicht mehr lebend aufgefunden werden würde: Die Polizei berichtete, sie habe einen "verdächtigen Gegenstand" an einem Nebenarm des Flusses Mulde gefunden.

Mehr als 100 Kräfte der Bereitschaftspolizei, der Bundespolizei und der Feuerwehr hatten gestern den ganzen Tag über nach der Schülerin aus der nordsächsischen Stadt gesucht, die am Dienstagabend verschwunden war. Dabei wurden neben einem Hubschrauber und Spürhunden auch Schlauchboote eingesetzt. Der Mühlgraben, an dessen Ufer die Leiche der Neunjährigen schließlich entdeckt wurde, liegt ganz in der Nähe des Wohnhauses von Corinna: Das ältere Mehrfamilienhaus mit der bräunlichen Fassade steht nur wenige Hundert Meter vom Fundort der Leiche entfernt.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei hatte sich das Mädchen am Dienstag mit seiner Tante auf einem Spielplatz aufgehalten. Nach der Rückkehr gegen 16 Uhr blieb es dann zum Spielen allein vor dem Haus, kam dann aber nicht wie vereinbart um 18 Uhr zum Abendessen hinein. Die Eltern waren zu diesem Zeitpunkt noch bei ihrer Arbeit. Nachdem auch spätere Anrufe bei Freundinnen ohne Erfolg blieben, meldeten die Eltern das Mädchen mit den schulterlangen braunen Haaren schließlich um 19.45 Uhr als vermisst.

Die "Leipziger Volkszeitung" berichtete unter Berufung auf die Eltern, Corinna sei ein sehr schüchternes Kind, das in dem Ort eine Schule für geistig Behinderte besuche. Die Mutter des Kindes sagte dem RTL-Magazin "Punkt 12" zufolge, es habe keinen Streit gegeben. Corinna gelte als zuverlässig.

Hinweise auf Probleme in der Familie gebe es nicht, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Westsachsen. Die Behörden hatten die Bevölkerung in Eilenburg zur Mithilfe aufgerufen und einen Zeugenaufruf mit dem Foto des Mädchens verteilt.

In Sachsen wurden sofort Erinnerungen an den Sommer 2008 wach: Im August vergangenen Jahres hatte der Fall der ermordeten achtjährigen Michelle aus Leipzig in Deutschland für Entsetzen gesorgt. Michelle war auf dem Heimweg vom Ferienhort verschwunden und wurde drei Tage später tot in einem Teich gefunden. Ein halbes Jahr später fasste die Polizei den mutmaßlichen Mörder, einen damals 19-Jährigen. Er gestand die Tat.