Durch ein Leck fließt Öl in die Nordsee. Wie viel genau, weiß der Konzern Shell angeblich nicht. Man habe aber alles unter Kontrolle, so das Unternehmen.

London. An einer Plattform des Konzerns Shell in der Nordsee vor der schottischen Küste ist nach einem Leck eine größere Menge Öl ausgeflossen. Auf dem Wasser treibe eine 31 Kilometer lange Ölschicht mit einer maximalen Breite von 4,3 Kilometern, teilte Shell am Sonntag mit. „Wir gehen davon aus, dass das Öl auf natürliche Weise durch die Wellenaktivitäten aufgelöst wird und keinen Strand erreichen wird“, erklärte der größte Ölkonzerns Europas am Sonntag. Am Montag hieß es bei Shell, darüber hinaus gehende Informationen gebe es zunächst nicht.

Auch zum Volumen des insgesamt ausgeströmten Öls machte Shell bislang keine Angaben. Das am Mittwoch an der Plattform Gannet Alpha 180 Kilometer östlich von Aberdeen entdeckte Leck sei aber relativ unbedeutend. Es sei inzwischen „unter Kontrolle“. Unabhängige Informationen zu dem Ausmaß des Vorfalls lagen zunächst nicht vor. Öl im Wasser ist auch dann eine Gefahr für viele Meerestiere und Vögel, wenn es nicht an Land gespült wird.

Nach Shell-Angaben wurde ein ferngesteuerter Unterwasser-Roboter eingesetzt, um das Problem zu erkunden. Auch stehe ein Boot mit Chemikalien zum Binden von Öl bereit. Zudem beobachte man die Situation von einem Flugzeug aus. Das Gannet-Ölfeld wurde zu Beginn der 1970er Jahre entdeckt und später erschlossen. Das Wasser ist an dieser Stelle etwa 100 Meter tief, heißt es auf der Homepage des Konzerns.

Das britische Energie- und Klima-Ministerium teilte mit, der Vorfall werde untersucht. Man habe von Shell Information bekommen, die Menge an Öl, die freigesetzt werden könnte, sei begrenzt, sagte ein Sprecher. Im Gannet-Ölfeld wurden einem Bericht des Senders BBC zufolge täglich 13.500 Barrel Öl produziert - ein Barrel sind 159 Liter. Es werde zwar von Shell betrieben, doch auch der Konzern Esso, der zum US-Riesen Exxon gehört, habe Anteile daran.

Umweltorganisationen kritisierten die Förderung von Öl aus der Nordsee. Diese werde immer schwieriger und gefährde sowohl die Küstengemeinden Schottlands als auch die Wirtschaft, sagte Juliet Swann von „Friends of the Earth“. „Jedes Auslaufen von Öl sollte uns ein Warnzeichen sein, das uns antreibt, eine Zukunft mit sauberen, erneuerbaren Energien anzustreben, statt weiter in schmutziges Öl zu investieren.“

„Dieser Vorfall zeigt deutlich, dass schwere Ölunfälle auch in der Nordsee möglich sind“, sagte Jörg Feddern von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Betreiber von Plattformen müssten von der Politik endlich dazu verpflichtet werden, ihre Pläne für solche Notfälle öffentlich darzulegen. „Nur so ist überprüfbar, ob wirklich alles Erdenkliche unternommen wird, um Katastrophen größeren Ausmaßes zu verhindern.“

Shell war vor etwa einer Woche erneut wegen seiner Aktivitäten im Nigerdelta in die Kritik geraten. Ein Bericht des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen (Unep) geht davon aus, dass die Schäden und Gefahren, die Shell dort mit schonungsloser Erdölförderung angerichtet hat, erst in 25 bis 30 Jahren wieder behoben sein werden. Die Unep-Experten glauben, der Sachschaden gehe in die Milliarden.

Neben den Beeinträchtigungen des Trinkwassers und damit der Gesundheit der Menschen seien vor allem die Mangrovenwälder in Gefahr, hieß es. Es müssten dringend die Lecks in den Leitungen gestopft werden, um weitere Verunreinigungen zu stoppen.

Der Mineralölkonzern hatte auch um das Jahr 1995 herum massive Kritik auf sich gezogen mit dem Plan, die ausrangierte Ölplattform „Brent Spar“ im Nordatlantik 2000 Meter tief zu versenken. Umweltschützer hatten den 15.000 Tonnen schweren und fast 140 Meter hohen Stahlkoloss vor den Shetland-Inseln besetzt. Der Konzern gab dem Druck schließlich nach und ließ „Brent Spar“ an Land zerlegen. (dpa)

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