Etwa 216 Tonnen Öl sind bereits aus einem Leck einer havarierten Plattform in die Nordsee geflossen. Jetzt wurde ein weiteres Leck entdeckt.

London/Cuxhaven. An der beschädigten Ölplattform des Konzerns Shell in der Nordsee ist ein zweites Leck entdeckt worden. Man arbeite daran, die undichte Stelle zu finden und zu reparieren, teilte der britisch-niederländische Ölriese am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur PA mit. „Die Infrastruktur unter Wasser ist sehr komplex und das Leck ist an einer komplizierten Stelle mit viel marinem Wachstum“, sagte ein Sprecher. Zur Menge des an dem zweiten Leck auslaufenden Öls gab es keine Angaben. Es sei von einem Hubschrauber aus der Luft entdeckt worden. Unterdessen hat die Umweltorganisation Greenpeace den Shell-Konzern scharf kritisiert.

Das bereits bekannte Loch sei dagegen so gut wie gestopft, hieß es. An der beschädigten Plattform waren nach Schätzungen seit vergangenem Mittwoch rund 216 Tonnen Öl in die Nordsee geflossen. Die Plattform liegt rund 180 Kilometer vor der schottischen Küste bei Aberdeen. Umweltschützer kritisierten die Förderung von Öl in der Nordsee und die Informationspolitik von Shell.

Havariekommando beobachtet Ölunfall in der Nordsee

Nach Einschätzung des Havariekommandos in Cuxhaven ist es unwahrscheinlich, dass der Ölteppich auf der Nordsee auf die deutsche Küste zutreibt. Das aus einer Plattform vor der britischen Küste ausgetretene Öl bedecke etwa einen halben Quadratkilometer, sagte Pressesprecherin Ulrike Windhövel.

Beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sei eine Prognose der Drift und damit der möglichen Ausbreitung angefordert worden. Nach bisherigen Informationen seien aus einer Verbindungsleitung 216 Tonnen Öl ausgelaufen. „Es ist kein Druck auf der Leitung“, sagte Windhövel. In der Verbindung befanden sich insgesamt 1000 Tonnen. Zurzeit ströme noch etwa eine Tonne Öl pro Tag aus. Sollte der Ölteppich entgegen der Annahme doch auf die deutsche Küste zutreiben, könnten mehrere Schiffe zur Bekämpfung des Ölteppichs eingesetzt werden.

Greenpeace kritisiert Shell

Die Umweltorganisation Greenpeace hat den Shell-Konzern wegen der leckgeschlagenen Ölbohrplattform vor der schottischen Nordseeküste scharf kritisiert. Insbesondere die Informationspolitik wird von den Umweltschützern angeprangert. Wenn Shell davon rede, „alles unter Kontrolle“ zu haben, sei dies „eine Worthülse“, erklärte Jörg Feddern, Energieexperte bei Greenpeace. „Wenn man rüberfliegt und sieht, dass immer noch Öl austritt, kann es ja nicht sein, dass alles unter Kontrolle ist“, sagte er am Dienstag dem Fernsehsender „n-tv“.

Der Energiekonzern müsse „alles auf den Tisch legen und sagen, was wirklich passiert ist, wie stark der Austritt des Öls ist“, forderte Feddern. Jeder Liter Öl, der ins Meer gelangt, sei ein Liter Öl zu viel. Feddern verwies darauf, dass Öl ein Giftstoff ist, der schon in kleinen Mengen Pflanzen und Tiere schädigt. Allein durch den alltäglichen Betrieb der Ölplattformen würden über 10.000 Tonnen Öl jährlich in die Nordsee gelangen. „Das entspricht einem normalen Tankerunglück.“