Ölkonzern hat nach eigenen Angaben das Leck durch ein ferngesteuertes Gerät gefunden. Beschädigte Unterwasserleitung sei unterbrochen.

London. Der Ölkonzern Royal Dutch Shell hat ein Ölleck vor der schottischen Nordseeküste nach eigenen Angaben unter Kontrolle gebracht. Über die Menge des ausgetretenen Erdöls wurden jedoch keine Angaben gemacht. Erste Berichte über den Vorfall an der Bohrinsel Gannet Alpha hatte es am Freitagabend gegeben.

Der Fluss durch die beschädigte Unterwasserleitung sei unterbrochen worden, hieß es. Bei der Suche nach dem Leck kam laut Shell ein ferngesteuertes Gerät zum Einsatz, zudem sei ein Schiff mit Ausrüstung für Säuberungsarbeiten vor Ort, hieß es in einer Mitteilung. Die britischen Behörden hatten erklärt, ein Vorfall, bei der eine "begrenzte Menge Erdöl“ austreten könne, werde untersucht. Die Bohrinsel Gannet Alpha liegt etwa 180 Kilometer östlich der Stadt Aberdeen.

Noch am Sonnabendnachmittag hatte eine Sprecherin für die Maritime and Coastguard Agency erklärt, es lägen ihr keine Informationen über den Stand der Arbeiten vor. Auch bei der Bekanntgabe des Vorfalls am Freitag hatte eine Shell-Sprecherin den Umfang des Lecks an der Plattform Gannet Alpha offen gelassen.

Das Loch war Medienberichten zufolge bereits am Mittwoch an einer Verbindungsstelle zwischen Ölquelle und Plattform entdeckt worden. Das britische Energie- und Klimaministerium teilte mit, der Vorfall werde untersucht. Man habe von Shell die Information bekommen, die Menge an Öl, die freigesetzt werden könnte, sei begrenzt, sagte ein Sprecher.

„Im Moment wissen wir nicht, wie schwerwiegend es ist“, kritisierte der Greenpeace-Ölexperte Ben Ayliffe die Informationspolitik. Sein Kollege Jörg Feddern erklärte, die Betreiber müssten verpflichtet werden, ihre Pläne für derartige Notfälle öffentlich darzulegen. „Nur so ist überprüfbar, ob wirklich alles Erdenkliche unternommen wird, um Katastrophen größeren Ausmaßes zu verhindern.“

„Es ist zu früh, um zu sagen, wie ernsthaft dieser Vorfall ist, aber es ist zwingend erforderlich, dass Shell jetzt schnell und effizient reagiert“, sagte der Vize-Chef der Grünen-Partei in Schottland, Patrick Harvie. Die Bevölkerung und die Behörden müssten dabei stets auf den neuesten Informationsstand gebracht werden. Das habe BP während der im Frühjahr 2010 ausgebrochenen Ölkatastrophe an einer Plattform im Golf von Mexiko nicht getan.

Umweltorganisationen kritisierten die Förderung von Öl aus der Nordsee. Diese werde immer schwieriger und gefährde sowohl die Küstengemeinden Schottlands als auch die Wirtschaft, sagte Juliet Swann von „Friends of the Earth“. „Jedes Auslaufen von Öl sollte uns ein Warnzeichen sein, das uns antreibt, eine Zukunft mit sauberen, erneuerbaren Energien anzustreben, statt weiter in schmutziges Öl zu investieren.“

„Dieser Vorfall in der Nordsee zeigt deutlich, dass schwere Ölunfälle auch in der Nordsee möglich sind“, sagte Jörg Feddern von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Betreiber von Plattformen müssten durch die Politik endlich dazu verpflichtet werden, ihre Pläne für solche Notfälle öffentlich darzulegen. „Nur so ist überprüfbar, ob wirklich alles Erdenkliche unternommen wird, um Katastrophen größeren Ausmaßes zu verhindern.“

An dem Ölfeld mit dem Namen „Gannet oil field“ in der Nordsee waren einem Bericht des Senders BBC zufolge zwischen Januar und April rund 13 500 Barrel Öl pro Tag produziert worden. Es werde zwar von Shell betrieben. Doch auch der Konzern Esso, der zum US-Riesen Exxon gehört, habe Anteile daran. (dpa/dapd)