Die Aussagen der Zeugen bleiben widersprüchlich. Laut Anklage verheimlichte das Ex-Model ihren Wohnsitz in Deutschland und hinterzog Steuern.

Berlin. Das Steuerverfahren gegen Ex-Model Nadja Auermann verzögert sich weiter. Im Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten kündigte der Richter am Montag die Vernehmung von vier weiteren Zeugen für den kommenden Verhandlungstag an. Die Verteidigung hält es daher für eher „unwahrscheinlich“, dass wie bisher geplant das Urteil am 4. Juli fällt. In dem Prozess geht es um die Frage, ob Auermann zwischen 1999 bis 2002 einen Wohnsitz in Deutschland hatte und somit hier steuerpflichtig war. Die Staatsanwaltschaft sieht ihren Verdacht in dem Kauf einer Villa in Berlin begründet. Sie geht von einem Steuerschaden von rund 272.000 Euro aus. Mitangeklagt ist Auermanns Ex-Mann und Schauspieler Wolfram Grandezka. Zu Prozessauftakt hatte die 40-Jährige ihre Unschuld beteuert.

Verteidiger Robert Unger geht aufgrund der Beweislage davon aus, dass das Model „vom Vorwurf freizusprechen ist“. Am fünften Verhandlungstag wurden vier Zeugen befragt, die bei Bauarbeiten am Haus oder mit der Planung damals beschäftigt waren. Ein Maurer bestätigte, dass die Villa „eine ewige Baustelle mit ein paar Möbeln war“. „Für mich hätte es gereicht. Ich schätze aber, dass Frau Auermann was anders gewöhnt ist“, sagte er. Er habe das Model bis Sommer 1999 vier bis fünf mal gesehen.

Ein Bauingenieur, der in der Nachbarschaft wohnte, belastete dagegen das Model. Er äußerte den Eindruck, dass Auermann „längere Zeit dort war“ und schloss aus, dass die Villa für sie nur ein „Sommerwohnsitz“ war. Er habe das Model zwar nicht täglich gesehen, aber den Eindruck gehabt, dass sie anwesend war, da abends Licht gebrannt oder ein Auto vor der Tür gestanden habe.

Ein 47-jähriger Architekt, der im Sommer 2003 mit Instandsetzungsarbeiten beauftragt wurde, bezeichnete die Villa hingegen als „nicht bewohnbar“, weil die Heizung kaputt, die Fenster undicht und auch die Außenanlage „verwildert“ gewesen seien.

Auermann hatte zu Prozessauftakt betont, dass das von ihr 1998 erworbene Haus in erster Linie eine „Investition“ gewesen sei. Sie habe nie einziehen wollen. Dabei verwies sie auch auf den Fluglärm. Sie gab an, damals im Ausland gelebt zu haben und erst im Sommer 2002 von Monaco mit ihrer Familie nach Deutschland gezogen zu sein.

Der Verteidiger betonte am Montag erneut, dass Auermann, „wenn sie in Berlin geblieben ist, häufig bei ihrer Mutter war“. Diese starb 2002. Seine Mandantin habe aber auch bei Freunden oder im Hotel übernachtet. Entsprechende Unterlagen in den Hotels seien aber mittlerweile gelöscht.

Die Anklage stützt sich auf die Angaben eines Steuerfahnders. Der Beamte hatte ein Bewegungsprofil unter anderem anhand von Telefonrechnungen oder Kreditkartenauszügen erstellt. Der Prozess wird am 4. Juli fortgesetzt.