Sie verdienen Millionen, doch vor dem Fiskus rechnen sie sich arm. Wie Stars in Berlin und Hollywood probieren, ihre Steuerlast zu senken

Los Angeles. Das deutsche Model Nadja Auermann steht vom 19. Mai an in Berlin vor Gericht - wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Die 39-Jährige soll dem Fiskus 270 000 Euro vorenthalten haben. Nadja Auermann, so die Ankläger, habe ihre Einnahmen in Monaco versteuert, obwohl sie längst wieder in Deutschland lebte. Alles nur ein Missverständnis?

Sie würde sich in bester Gesellschaft befinden, etwa von Al Pacino, 70, der laut dem Internet-Magazin "TMZ" immerhin umgerechnet 135 000 Euro Steuerschulden beim US-Finanzamt hat. Er habe nie betrügen wollen. Schuld sei sein früherer Finanzberater, der den Schauspieler betrogen habe, wurde vergangene Woche bekannt. Findiger war da schon Tom Cruise, 48. Er hat nach einem Bericht der "Huffington Post" seinen Zweitwohnsitz in Colorado als landwirtschaftliche Nutzfläche angemeldet. Dort sollen hin und wieder Schafe grasen. Der US-Staat will dieser Form der Steuermogelei nun mit einem neuen Gesetz einen Riegel vorschieben. Cruise zahlt umgerechnet 286 Euro Grundsteuer für ein riesiges Areal.

In den USA stehen immer wieder Hollywood-Stars mit einem Bein im Gefängnis, weil sie sich weigern, Steuern zu zahlen, oder bei ihrem Einkommen tiefstapeln. Die Liste der prominenten Steuersünder liest sich wie das "Who is Who" Hollywoods.

Marc Anthony, 43: Der Sänger und seine Frau Jennifer Lopez, 41, gehören zu den reichsten Entertainern der Welt. Ihr Jahresgehalt wird auf 20 Millionen Dollar, seines auf elf Millionen geschätzt. Ihr Gesamtvermögen liegt bei knapp 300 Millionen. Doch bereits 2007 ermittelte die Finanzbehörde gegen Anthony und forderte 2,5 Millionen Dollar von ihm. Grund: Er hatte schlicht "vergessen", vier Jahre lang seine Steuern zu zahlen. Damals behauptete er: "Ich dachte, mein Management hätte sich darum gekümmert." Vergangene Woche klopfte der Fiskus wieder an. Der Vorwurf diesmal: Er hat 3,4 Millionen Dollar Steuern für seine Villa in den Hamptons - dem "Sylt der New Yorker" - nicht überwiesen. Zahlt er nicht bald, wird das Anwesen zwangsversteigert.

Martin Scorsese, 68:Es klingt wie das Script eines seiner Filme. Der US-Regisseur hatte sich im vergangenen Jahr von seinem Finanzberater Kenneth Starr getrennt. Grund: Starr hatte seine Promi-Kunden (auch Al Pacino) um Millionen Dollar betrogen, um seine Frau - eine Ex-Stripperin - mit Geschenken zu überhäufen. Als alles aufflog, wurde er zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nun meldeten sich die Behörden bei Scorsese, weil er angeblich 2,85 Millionen Dollar Steuern unterschlagen hat. Schon 2002 und 2003 hatte Scorsese 1,9 Millionen Dollar Steuern zu wenig gezahlt.

Nicolas Cage, 47: Der Hollywood-Großverdiener (zwölf bis 20 Millionen Dollar pro Film) schuldete dem Finanzamt 14 Millionen Dollar. Obwohl er im Jahr 2007 für seine Filme "Ghost Rider" und "Grindhouse" insgesamt 24 Millionen Dollar Gage bekommen hatte, zahlte er keinen Cent Steuern. Zwei Jahre später ermittelten die Behörden gegen ihn. Dabei kam heraus, dass er auch vorher schon bei seinen Verdiensten untertrieben hatte. So gab er für "National Treasure" eine Gage von 17 Millionen an, während er 18,5 Millionen kassiert hatte. Zudem hatte er illegal 3,3 Millionen Dollar Privatausgaben als Geschäftkosten abgeschrieben. Cage musste zwei seiner Häuser verkaufen, um seine Steuerschulden zu begleichen und nicht ins Gefängnis zu gehen.

Stephen Baldwin, 45: Der Bruder von Alec Baldwin, 52, geriet wegen akuten Ärgers mit dem Fiskus so sehr unter Druck, dass sein Haus zwangsversteigert wurde. Der New Yorker hatte eine Million Dollar Steuern nicht gezahlt. Er zahlt seine Schulden jetzt in Raten ab.

Pamela Anderson, 43: Der ehemalige "Baywatch"-Star stand 2010 auf der Fahndungsliste der Bundessteuerbehörde. Anderson hatte rund 500 000 Dollar zu wenig bezahlt. In einem Interview erklärte sie: "Die Steuer ist zu mir gekommen, weil ich berühmt bin. Da wollte jemand nach Dreck suchen und wurde fündig." Später gab sie zu, offenbar sei "ein Fehler gemacht worden", und kam den Finanzamt-Forderungen nach. Doch jetzt standen die Ermittler erneut vor ihrer Tür, diesmal wegen eines Fehlbetrags von 180 000 Dollar.