Ex-Model Auermann soll rund 270.000 Euro Steuern hinterzogen haben. Sie streitet dies jedoch ab und hält weiter an ihrer Unschuld fest.

Berlin. Elegant wie auf dem Laufsteg, in weiter Bluse, Leggins und Ballerinas, schreitet Ex-Model Nadja Auermann zum Gericht. Mit selbstsicherem Schritt kämpfte sie sich durch das Blitzlichtgewitter der vielen Fotografen in den Verhandlungssaal 3115 im Berliner Amtsgericht Tiergarten. Die 40-Jährige steht wegen Steuerhinterziehung vor Gericht. Gleich am ersten Prozesstag am Donnerstag machte sie ihre Position deutlich: "Ich bin unschuldig.“ Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, mehr als 270.000 Euro Steuern nicht an den Fiskus gezahlt zu haben. Es geht um eine Immobilie in Berlin-Köpenick. Die Kernfrage ist: Hat sie darin gewohnt und war somit steuerpflichtig oder war ihr Lebensmittelpunkt in Monaco?

Auermann bestreitet Vorwürfe

Richter Jürgen Kohls gab der Mutter von drei Kindern viel Raum für ihre Erläuterungen. Anders als ihr mitangeklagter Ex-Mann (Schauspieler bei "Verbotene Liebe"), der die Aussage verweigerte, bestritt Auermann mit hoch erhobenem Kopf eine Stunde lang, bereits ab 1999 in Deutschland gewohnt zu haben – dann wäre sie hier auch steuerpflichtig gewesen. Vielmehr habe sie bis 2002 in Monaco gewohnt und dort auch ihre Tochter Cosima im Kindergarten angemeldet. Weil sie es immer schon toll gefunden haben, am Wasser zu leben, habe sie im März 1999 auch eine Immobilie an einem See in Berlin-Köpenick gekauft, in der sie vielleicht eines Tages ihren Ruhestand verbringen wollte, schilderte Auermann.

Die geborene Berlinerin war Anfang der 90er Jahre in die Liga der internationalen Topmodels aufgestiegen. Modezar Karl Lagerfeld nannte sie die "neue Marlene Dietrich“, Starfotografen wie Peter Lindbergh und Helmut Newton waren von ihr begeistert und lichteten sie für Modemagazine ab. Doch nach der Geburt ihres ersten Kindes 1997 suchte Auermann nach finanzieller Absicherung. "Model sein ist - wie bei Sportlern – ein kurzlebiger Beruf“, sagte sie.

Haus in Berlin machte Auermann nicht glücklich

Die Immobilieninvestition in Köpenick, über zwei Firmen getätigt, machte Auermann jedoch nicht glücklich: Das Haus lag in der Einflugschneise des Flughafens und benötigte darüber hinaus eine grundlegende Sanierung, die sich über Jahre hinziehen sollte. "Jeder, der schon mal gebaut hat, weiß: Man muss vor Ort sein“, sagte Auermann. Sie aber sei eben meistens in Monaco gewesen, was die Bauarbeiten in die Länge gezogen habe. "Das war ein Lehrstück für mich. Ich bin Model und kann Immobilien nicht.“

Plötzlich schlug Auermann, die sich bisher so selbstsicher gegeben hatte, im Gerichtssaal die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus, als sie auf ihre Mutter zu sprechen kam. Ihr Anwalt Robert Unger musste für sie fortfahren: 2002 sei Auermann nach Deutschland zurückgekehrt, um sich um ihre kranke Mutter zu kümmern, die kurz darauf starb. Außerdem sollte ihre Tochter richtig Deutsch lernen und nicht den Mischmasch, der sich im Kindergarten in Monaco aus den Sprachen der 16 Nationen dort ergab. Seit ihrer Rückkehr habe Auermann hier 1,5 Millionen Euro Steuern gezahlt, betonte der Anwalt. Sie tritt als Schauspielerin in TV-Produktionen in Erscheinung und wohnt in Dresden.

Doch der Staatsanwalt bohrte weiter. Nadja Auermann bestätigte, dass sie mit anderen Prominenten über Steuern gesprochen habe. Die meisten hätten ihr gesagt: "Bist Du bekloppt, warum willst Du denn zurück nach Deutschland?“ (dpa)