Juárez im Norden Mexikos ist durch Drogenkriege eine der gefährlichsten Städte der Welt. Eine Gruppe Jugendlicher will jetzt dort ein Zeichen setzen.

Ciudad Juárez. Sie hüllen sich nicht in Schweigen - im Gegensatz zu den meisten Einwohnern der von einem mörderischen Drogenkrieg heimgesuchten mexikanischen Stadt Juárez . Eine Gruppe von 25 jungen evangelischen Christen hat eine Botschaft. Sie lautet: "Mörder: Jesus Christus liebt Dich - bereue.“ In einer Kampagne unter dem Motto „Wenn mein Volk sich demütigt, dann werde ich ihr Land heilen“ nach einem Bibelvers (2. Chronik 7:14) haben sich Jugendliche von 15 bis 25 Jahren zusammengetan. Sie postieren sich in Engelsgewändern an wichtigen Straßenecken, um ihre Botschaft zu verkünden.

“Ein Engel ist ein Bote, und wir wollen eine Botschaft von Frieden und Hoffnung an die Bevölkerung weitergeben in diesen schwierigen Zeiten“, sagt Carlos Mayorga. Der 32-Jährige koordiniert diesen etwas anderen Protest. Die Idee sei entstanden, weil die Gemeinschaft in Zeiten so großer Unsicherheit Worte der Ermutigung brauche.

Ciudad Juárez liegt an der Grenze zu den USA. Die Stadt gilt als eine der gefährlichsten der Welt. Tausende Menschen wurden in den vergangen Jahren im Drogenkrieg umgebracht. Und noch immer erinnert man sich an die seit 1993 verübten rätselhaften Frauenmorde.

Auf Kartons verbreiten die Engel Botschaften sowohl an die Bürger, die ihr altes Vertrauen zurück gewinnen sollen, als auch an jene Verbrecher, die Ciudad Juárez mit Gewalt überzogen haben. „Korrupter Polizist, suche nach Christus“, „In Jesus Christus findest du Frieden“ oder „Zerrüttete Familien finden Antwort bei Christus“, lauten die Parolen.

Man sieht die Engel auch vor öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus oder der Generalstaatsanwalt. Nicht alle Passanten können mit den Slogans etwas anfangen - einige Autofahrer und Fußgänger wundern sich und schütteln die Köpfe. Mayorga betont, dass er keine Angst habe. Die Menschen begrüßten mehrheitlich, was sie täten. Sie wollen ihre Kampagne nun auf Kommunen des Umlandes ausweiten.

Mayorga ist sich bewusst, dass sich die kriminellen Gruppen dadurch herausgefordert fühlen können. Doch mehr als um Konfrontation oder gar um neue Anhänger für die evangelische Kirche gehe es ihm darum, „Herzen und Gewissen der Kriminellen zu erreichen.“ Er sagt: „Wir haben keine Angst, weder vor dem Killer, noch vor dem korrupten Polizisten. Wir vertrauen voll auf Gott.“

Mit einer Tunika, über zwei Meter großen Flügeln und reichlich Schminke versuchen die Engel ihre Botschaft zu verbreiten. Unter dem Gewand stehen die jungen Männer auf einem Stuhl, damit die Figur noch größer scheint.

Mayorga betont, dass die Zahl der Toten zwar alle Rekorde gebrochen habe und die Lage deshalb hoffnungslos erscheinen könnte. Dennoch könne diese nie dagewesene Gewalt auch als eine Chance verstanden werden, dass die Menschen aus ihrer Apathie erwachen. „Wir wollen die Bevölkerung einladen zu reagieren, auf die Straße zu gehen und dass sie sich von der Angst nicht besiegen lassen“, sagt er.