In Haitis Haupstadt Port-au-Prince sind fünf Fälle von Cholera bestätigt worden. Die Personen hätten sich im Norden des Landes angesteckt.

Washington/Port-au-Prince. Eine "sehr beunruhigende Entwicklung“ sei derzeit in Port-au-Prince der Hauptstadt Haitis zu beobachten, sagte die Sprecherin des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Imogen Wall, dem Fernsehsender CNN. Die ersten Cholerafälle sind bestätigt worden. Fünf infizierte Personen sind isoliert worden und würden behandelt.

Es gelte jetzt, Pläne vorzubereiten, um auch für das Schlimmste gewappnet zu sein, sagte Wall. Die Gesundheitsbehörden arbeiteten daran, ein Übergreifen der Cholera auf die Hauptstadt zu verhindern. Das Auftauchen dieser fünf Fälle bedeute nicht, dass die Cholera bereits in der Stadt umgehe. Alle fünf hätten sich in dem bisher betroffenen Gebiet im Norden des Landes angesteckt, sagte Wall dem US-Sender.

Trotz rascher und umfassender Hilfsmaßnahmen der internationalen Organisationen ist die Zahl der Cholera-Toten weiter gestiegen. Bis zum Samstagabend (Ortszeit) waren an der im Department Artibonite ausgebrochenen Krankheit mehr als 200 Menschen gestorben. Mindestens 3000 wurden in völlig überfüllten Krankenhäusern behandelt.

Die Krankheit war Mitte der Woche völlig überraschend in Gebieten nördlich der Hauptstadt ausgebrochen. Es wird vermutet, dass die Menschen in den Niederungen verseuchtes Wasser aus dem Fluss Artibonite tranken und erkrankten. Die UN und zahlreiche Hilfsorganisationen schafften am Sonnabend Wasseraufbereitungsanlagen und medizinisches Gerät vor allem in das Provinzzentrum Saint-Marc, wo Tausende von Menschen in den Krankenhäusern Hilfe suchten.

Aus den seit Januar bestehenden Obdachlosenlagern in Port-au- Prince wurden bisher keine Cholera-Erkrankungen bekannt. Viele Camps gelten als besser versorgt als die verarmten ländlichen Gebiete und verfügen durch die internationale Hilfe in der Regel über sauberes Trinkwasser.

Bei dem Erdbeben am 12. Januar wurden in Port-au-Prince und in der Umgebung weit über 220.000 Menschen getötet. Mehr als eine Million Menschen leben seither auf engstem Raum in Obdachlosenlagern.