Jetzt droht Cholera. Dringender Appell von Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon an die Welt, Pakistan zu helfen

Hamburg/Islamabad. "Ich bin hier, um die Welt aufzufordern, ihre Hilfe für Pakistan weiter aufzustocken." Mit diesen Worten wandte sich Ban Ki-moon, 66, gestern an die Weltöffentlichkeit. Der Uno-Generalsekretär besuchte am Wochenende Pakistan, von dessen Landesfläche zurzeit etwa ein Viertel überschwemmt ist. 1600 Menschen haben infolge der starken Monsunregenfälle ihr Leben verloren und 20 Millionen Pakistaner sind obdachlos. Sie sind auf sofortige Hilfe angewiesen, doch die gestaltet sich weiterhin äußerst schwierig.

Nachdem am Sonnabend erstmals ein Fall von Cholera offiziell bestätigt worden war, wurde gestern zudem bekannt, dass im Nordwesten Pakistans fünf Kinder an Unterernährung gestorben sind. Sie sind Opfer der schlechten Versorgungslage geworden. Unicef-Sprecherin Helga Kuhn: "Die Kinder leiden vor allem an Durchfallerkrankungen, die immer mehr zunehmen. Das ist lebensgefährlich, weil die kleinen Körper schnell austrocknen." Daher seien sauberes Wasser und Zucker-Salz-Lösungen extrem wichtig.

Pakistans Infrastruktur ist völlig zerstört

"Wir sind rund um die Uhr mit allen Kräften im Einsatz, aber auch wir konnten noch nicht alle Gegenden erreichen", sagte Christiane Winje, Pressesprecherin von Ärzte ohne Grenzen Deutschland. Pakistans Infrastruktur ist völlig zerstört, es fehlt an allem, oft werden Hilfsmittel mit Maultieren zu den Wartenden gebracht.

Nach Angaben der Vereinten Nationen werden akut 460 Millionen Dollar benötigt, um unter anderem Hilfsgüter und Medikamente zu beschaffen. Deutschland hat seine humanitäre Nothilfe daher inzwischen von zehn auf 15 Millionen Euro aufgestockt. Zudem nimmt die private Spendenbereitschaft zu. Im Vergleich zu vorherigen Naturkatastrophen geschieht das aber nur langsam. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass bisher insgesamt ein bis zwei Millionen Euro gespendet wurden.

Svenja Koch, Pressesprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), erläutert: "Wir sammeln seit Ende Juli und bis vergangenen Freitag wurden etwa 350 000 Euro gespendet." Beim Erdbeben in Haiti seien es bereits in den ersten Tagen Millionenbeträge gewesen. Erst in den vergangenen Tagen sei die Spendenbereitschaft für Pakistan gestiegen. Diese Beobachtung machen auch andere deutsche Hilfsorganisationen. Simone Pott, Sprecherin der Welthungerhilfe Deutschland, sagte dem Abendblatt: "Ich kann bestätigen, dass sich der Spendenstand in den vergangenen drei oder vier Tagen stärker nach oben verschoben hat."

Das liegt nach Ansicht der Hilfsorganisationen an der zunehmenden Berichterstattung. Helga Kuhn erklärt: "Bislang war die Nachrichtenlage schwierig, weil es so viele Katastrophen gleichzeitig gab." Nun laufe die Berichterstattung an, das könne helfen. Svenja Koch warnt zudem vor einer voreiligen Spenderschelte: "Es gab in diesem Jahr bereits mehrere Katastrophen, da haben viele Menschen schon gespendet." Zudem sei Pakistan kein friedliches Land, da würden die Leute weniger Geld geben. Doch Kuhn ist zuversichtlich: "Die Deutschen sind sehr hilfsbereit, die Spenden werden steigen."