Für den 21-jährigen Kronzeugen beantragte Staatsanwalt Frank Heller vier Jahre Gefängnis, für die drei Mittäter Jugendstrafen von vier bis fünf Jahren.

Berlin. Die vier Berliner Pokerräuber sollen nach Forderung der Staatsanwaltschaft vier bis fünf Jahre hinter Gitter. Die geständigen Freunde im Alter von 19 bis 21 Jahren sollten wegen schweren Raubes und gemeinschaftlicher Körperverletzung verurteilt werden, forderte Ankläger Frank Heller am Montag vor dem Berliner Landgericht. Die Strafverteidiger plädierten dagegen zumeist auf Bewährungsstrafen von bis zu zwei Jahren. Bei dem Überfall auf ein Pokerturnier im Luxushotel Grand Hyatt Anfang März hatten die Täter 242 000 Euro erbeutet. Zwei Wachleute wurden verletzt. Bis auf einige tausend Euro ist das geraubte Geld nach wie vor verschwunden. Das Urteil wird am kommenden Donnerstag verkündet.

Mit einer Machete und einer Schreckschusspistole bewaffnet hatte die maskierte Bande am 6. März das Hotel am Potsdamer Platz unter wildem Geschrei gestürmt. Sie stopften sich das Geld in Jacken- und Hosentaschen sowie in eine Laptoptasche. Als sich ihnen ein mutiger Wachmann in den Weg stellte, kam es zu einem Handgemenge, in dem den Räubern der größte Teil der erhofften Millionenbeute abhanden kam.

Zwar habe einer der Täter eine auffällige rote Jacke getragen, aber ansonsten sei die Tat gut durchdacht gewesen, fasste Ankläger Heller die viertägige Beweisaufnahme zusammen. Die Täter hätten sich im Hotel bestens ausgekannt und den optimalen Zeitpunkt für ihren Coup gewählt. Der einzige bewaffnete Wachmann sei seinerzeit gerade in einen Verkehrsunfall verstrickt gewesen und habe nicht eingreifen können.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sollten die Richter bei der Urteilsfindung strafmildernd berücksichtigen, dass es bei dem Überfall Hintermänner gegeben habe. Diese beiden 29 und 31 Jahre alten Männer sollen in einem gesonderten Prozess zur Rechenschaft gezogen werden.

Im Fall des 21-jährigen Kronzeugen, der den Behörden seine Komplizen genannt hatte, plädierte der Ankläger auf vier Jahre Haft. Es sei völlig offen, ob der Fall ohne seine Hilfe hätte gelöst werden können, sagte Heller. Die gleiche Strafe beantragte er für einen 20-jährigen Neuköllner, der bei der Polizei und vor Gericht den Namen des mutmaßlichen Organisators des Überfalls preisgegeben hatte. Ihm sei zu verdanken, dass der 29-jährige Onkel des Kronzeugen vor Gericht komme. In dem für August erwarteten Prozess soll auch gegen den mutmaßlichen Tippgeber für den Überfall verhandelt werden. Der 31-Jährige soll das Turnier ausgespäht haben.

Der 20-jährige Neuköllner habe wegen seiner Aussagen bis heute große Angst, betonte sein Verteidiger Sebastian Bartels. Sein Mandant sei nur ein kleines Rädchen gewesen und habe sich zu dem Raubüberfall breitschlagen lassen. „Ich hatte Angst, dass man mich im Kiez als Feigling betrachtet“, ergriff der 20-Jährige selbst das Wort. Er sei immer ein Außenseiter gewesen und habe sich Respekt auf der Straße verschaffen wollen. Dies bereue er sehr, fügte der 20-Jährige hinzu.

Die drei übrigen Angeklagten entschuldigten sich knapp. Aus Sicht des Staatsanwaltes wollen zumindest diese Angeklagten sich nicht aus der kriminellen Szene lösen. Sie fühlten sich als Stars und hätten nichts aus den Ereignissen gelernt - außer, dass man es das nächste Mal besser macht, sagte Heller.