Überraschende Wende im Prozess um den Doppelmord an den Schwestern Chiara und Sharon aus dem bayerischen Krailling: Angeklagter will aussagen.

München. Völlig überraschend hat der Angeklagte im Kraillinger Doppelmord-Prozess am Montag eine Aussage angekündigt. Sein Verteidiger sagte am Nachmittag vor dem Landgericht München nach mehrstündigen Beratungsgesprächen mit seinem Mandanten, dieser werde sich am Dienstag zur Sache äußern. Damit könnte sich das für den selben Tag geplanten Prozessende verzögern.

Bislang hatte der 51 Jahre Mann in dem Prozess geschwiegen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seine acht und elf Jahre alten Nichten im März vergangenen Jahres aus Habgier mit einem Seil, einem Messer und einer Hantelstange brutal ermordet zu haben. Nach Angeben der Ermittler wollte er auch die Mutter der Mädchen töten, um seine Frau zur alleinigen Nutznießerin des Familienerbes zu machen.

Staatsanwalt Florian Gliwitzky erwartet, dass sich der Angeklagte in seiner Einlassung mit dem „bisherigen Prozessstoff“ beschäftigen wird. „Wenn es dabei zu Behauptungen kommt, müssen wir uns damit natürlich auseinandersetzen“, sagte Gliwitzky. Das Prozessende wird sich damit womöglich hinauszögern. Es sei jedoch „immer gut, wenn ein Angeklagter sich mit den Prozessfragen auseinandersetzt“, erklärte der Staatsanwalt.

Auch die Nebenklagevertreter schätzten die Ankündigung des Angeklagten positiv ein. „Das ist seine letzte Chance, noch einmal seine Sicht der Dinge vorzutragen“, sagte Rechtsanwältin Annette von Stetten. Die Verteidiger des Mannes wollten sich am Montag nicht zum Inhalt der Aussage äußern, erklärten aber, ihr Mandant werde „rundum aussagen“.

Mögliche zusätzliche Verhandlungstermine will die Kammer am Dienstag festlegen. (dapd)