Der Prozess gegen Thomas S., 51, ist der Schlusspunkt eines unfassbaren Familiendramas. Der Onkel soll seine beiden kleinen Nichten, die achtjährige Chiara und die elfjährige Sharon, umgebracht haben.

München. Laut Anklage ist er in der Nacht zum 24. März 2011 in die Wohnung der Mutter im Münchner Vorort Krailling eingedrungen, hat die Schwestern umgebracht. Zum Auftakt des Verfahrens vor dem Landgericht München II schwieg der Mann. Eine spätere Einlassung oder Erklärung sei aber nicht ausgeschlossen, sagte sein Anwalt Adam Ahmed. Die Eltern der ermordeten Kinder sind in dem Prozess Nebenkläger.

Fast entspannt ließ Thomas S. das Blitzlichtgewitter der Fotografen über sich ergehen. Ohne sichtbare Regung verfolgte er die Verlesung der Anklage. Das Motiv für die Bluttat waren nach Ansicht der Staatsanwaltschaft finanzielle Schwierigkeiten. Er habe den Mordplan geschmiedet, weil er an das Vermögen seiner Schwägerin gelangen wollte. Staatsanwalt Florian Gliwitzky berichtete, dass sich die Familie des Angeklagten mit vier Kindern durch den Bau eines Hauses verschuldet habe.

Die Nichten von Thomas S. durchlebten laut Anklage ein Martyrium: Zuerst habe er Chiara gewürgt. Doch als Sharon das mitbekam, tötete er diese. Sie habe sich gewehrt, während Chiara in Todesangst ins Kinderzimmer floh und die Tür zuhielt. Doch auch sie starb wenig später. Die Schwägerin habe er in einer gefüllten Badewanne mit einem Elektrogerät umbringen wollen. Als sie aber nicht wie erwartet nach Hause kam, verließ er die Wohnung. Die Mutter hatte in der 50 Meter entfernten Kneipe ihres Freundes geholfen. DNA-Spuren des Onkels an den Leichen brachten die Ermittler auf seine Spur. Der Prozess wird fortgesetzt.