Queen Elizabeth II. ist seit fast 60 Jahren auf dem Thron. Heute feiert sie ihren 85. Geburtstag - und ist noch immer voller Tatendrang.

London. Sie ist schon länger auf Englands Thron, als viele andere Menschen in ihrem ganzen Leben arbeiten. Die kleine Frau mit den oft markanten Hüten ist in Großbritannien so etwas wie der Fels in der Brandung. Zwölf Premierminister haben ihr gedient, royale Ehen wurden geschlossen und wieder geschieden. Nur eine blieb immer: die Queen. Elizabeth II., seit knapp 59 Jahren auf dem Thron, ist die große Konstante in der britischen Monarchie. Am 21. April wird sie 85 Jahre alt - und sie scheint unter ihren Landsleuten soviel Autorität zu genießen wie selten zuvor. „Regierungen sind gekommen, Regierungen sind gegangen, die Queen war immer da, solange ich denken kann“, sagt die 62 Jahre alte Penny Ayling aus dem südenglischen Hythe.

Ans Abdanken denkt die Monarchin, die Oberhaupt von 16 Staaten - von Kanada bis Tuvalu - ist, ganz offensichtlich nicht. Der alten Dame geht es gesundheitlich gut - auch wenn sie seit einiger Zeit nicht mehr ihrem geliebten Hobby, der Reiterei, nachgeht. Und auch der Tatendrang scheint nicht nachzulassen. Im Mai will sie als erste britische Monarchin überhaupt die Reise in die Republik Irland antreten - wegen der komplizierten gemeinsamen Geschichte ein außerordentlich schwieriges Reiseziel. Aber die Queen wäre nicht die Queen, würde sie eine solche Mission ihrem Nachfolger überlassen.

Nur zwei Monarchen in der tausendjährigen Geschichte der britischen Monarchie saßen länger auf dem Thron als Queen Elizabeth II. - Königin Victoria und König Georg III. Elizabeth müsste mit 90 Jahren noch amtieren, um den Rekord ihrer Ururgroßmutter Victoria zu brechen. Für viele Beobachter am Buckingham Palace ist das keineswegs ausgeschlossen. Auch wenn eine jüngste Umfrage ergeben hat, dass die Mehrheit der Briten möglichst bald ihren Enkel William auf dem Thron sehen will. „Märchen-Effekt“ nennen das manche mit Blick auf die bevorstehende Traumhochzeit Williams mit Kate Middleton.

Dabei war es eher einem Zufall geschuldet, dass die junge Prinzessin Elizabeth zur Nummer eins der Thronfolge aufstieg. Ihr Onkel Edward VIII., zwar schon König, aber noch nicht gekrönt, verliebte sich in eine verheiratete amerikanische Schauspielerin - und musste verzichten. Dadurch kam 1936 ihr Vater als Georg VI. zum Zepter. Elizabeth wusste sofort, was das für sie zu bedeuten hatte und begann mit den Vorbereitungen für ihre künftige Rolle. Der König mit dem Sprechfehler starb früh - und plötzlich war Elizabeth, seine älteste Tochter, am Zug. „Du armes Ding“, soll Prinzessin Margaret, ihre Schwester, gesagt haben.

Am 2. Juni 1953, als sie gerade einmal 27 war, setzte der Erzbischof von Canterbury in der Westminster Abbey der neuen Monarchin die Krönungskrone auf den Kopf. Erstmals wurde eine solche Zeremonie live im Fernsehen übertragen. Elizabeth war damals schon mehr als fünf Jahre mit Prinz Philip, ihrer Jugendliebe verheiratet. Nach der Hochzeit hatte sie mit dem Marineoffizier auf Malta gelebt - es sollen die unbeschwertesten Jahre ihres Lebens gewesen sein.

Die Queen ist eine konservative Frau, der Tradition gehorchend, pflichtbewusst und diszipliniert. Dennoch sollte es im Laufe der Jahrzehnte ihrer Regentschaft eine stetige Anpassung der Monarchie an den Zeitgeist geben. So gehören etwa Facebook und Twitter heute zu den völlig normalen Kommunikationsmitteln des Hofes - geduldet von der Chefin der „Firma“, wie der Haushalt im Buckingham-Palast häufig genannt wird.

Ihr - ganz im Gegensatz zum Rest ihrer Familie - skandalfreies Leben und der Riecher für den richtigen Schritt in die Öffentlichkeit zur richtigen Zeit haben der Queen bei ihrem Volk große Beliebtheit beschert. Etwa, als sie im Zweiten Weltkrieg - damals noch Prinzessin - als Lastwagenfahrerin ihren Dienst für das Land tun wollte. Eine richtige Krise gab es nur einmal: nach dem Tod von Prinzessin Diana. Statt in London mit hunderttausenden öffentlich zu trauern, zog es Elizabeth vor, sich mit Ehemann Prinz Philip und dem Rest des Windsor-Clans nach Schottland zurückzuziehen. Das Volk tobte. Dass sie zu dieser Zeit mehr beschützende Großmutter für die zu Halbwaisen gewordenen Prinzen William und Harry war als Monarchin, sicherte ihr erst später wieder Sympathiepunkte.

Mit 85 Jahren wird die Königin noch einmal richtig zur Party-Queen. Die Hochzeit ihres Enkels William ist nur der Auftakt zu einem regelrechten Feier-Marathon. Im Juni wird ihr Mann 90 Jahre alt. Später im Jahr heiratet ihre angebliche „Lieblingsenkelin“, die Weltklasse-Reiterin Zara Phillips, Tochter von Prinzessin Anne. Im nächsten Jahr steht dann das große Thron-Jubiläum an - 60 Jahre Queen Elizabeth. Um ihren eigenen Geburtstag machte die Queen bisher kein Aufhabens. Er soll eher klein gefeiert werden, möglicherweise auf Schloss Windsor.

Die Queen empfängt Eltern von Kate Middleton zum Mittagessen

Knapp eine Woche vor der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton hat die britische Königin Elizabeth II. die Eltern der Braut zum Mittagessen empfangen. Die Queen und ihr Ehemann, Prinz Philip, seien am Mittwoch Gastgeber eines privaten Mittagessens auf Schloss Windsor gewesen, an dem Carol und Michael Middleton teilgenommen hätten, teilte der Buckingham Palast mit. Das Essen sei seit langem vereinbart gewesen, es hätten auch einige Mitglieder des königlichen Hofstaats daran teilgenommen. Es war offenbar das erste Mal, dass die Queen die Eltern von Kate Middleton traf. Carol und Michael Middleton sind mit einem eigenen Partyservice zu Millionären geworden. Ihre Tochter Kate heiratet am 29. April in London den Enkel der Königin, Prinz William.

(Mit Material von dpa und dapd)