Britische Medien plädieren unverhohlen für seinen Thronverzicht zugunsten Williams. Dankt die Queen in drei Jahren ab?

London. Weihnachtsstreik bei den britischen Royals: Ohne ihre Enkel Prinz William, 28, und Zara, 29, sowie Tochter Prinzessin Anne, 60, und deren Mann Timothy Laurence, 55, hat Queen Elizabeth II., 84, auf ihrem Landsitz Sandringham House Weihnachten gefeiert. Sowohl William als auch Zara heiraten demnächst. William musste als Hubschrauberpilot in Wales bei der Royal Air Force über die Feiertage Dienst schieben, Zara verbrachte die freie Zeit lieber ganz privat mit ihrem Verlobten, dem Rugbyspieler Mike Tindall, 32. Auch Williams Verlobte Kate Middleton, 28, wollte lieber noch einmal mit ihrer eigenen Familie Weihnachten verbringen.

Die Königin wurde von Charles und Camilla zum Kirchgang begleitet

Zum traditionellen Kirchgang wurde die Queen von ihrem Mann Prinz Philip, 89, ihrem Sohn Prinz Charles, 62, und dessen Frau Camilla 63, begleitet. Der Thronfolger wirkte bei dem Termin ausgesprochen mürrisch. Offenbar setzen ihm die Diskussionen um die Nachfolge der Königin mehr zu, als er offiziell zugeben würde.

Die Volksmeinung hat nämlich längst zugunsten von William als nächstem König entschieden. Laut Umfragen sind lediglich 15 Prozent der Briten der Meinung, Charles wäre der bessere König, 56 Prozent halten seinen Sohn für geeigneter. 44 Prozent befürworten einen Thronverzicht von Charles. Zwei Drittel der Befragten glauben, Williams bevorstehende Ehe mit der bürgerlichen Millionärstochter Kate Middleton werde der Monarchie in der modernen Welt zusätzliche "Relevanz" verleihen. "Die beste Hoffnung für das Königtum ist, dass Prinz Charles vor der Queen stirbt", zitierte der namhafte Publizist Sir Max Hastings in einem Essay dieser Tage einen ungenannten Akademiker, den er "einen der gescheitesten Männer Englands" nennt.

Hastings' Beitrag zerpflückt das im November erschienene Buch von Charles, "Harmonie: Eine neue Sicht unserer Welt" (Riemann-Verlag, 24,95 Euro). Er wirft dem Prinzen Dilettantismus, Selbstüberschätzung, Quacksalbertum und streitsüchtige Besserwisserei vor und erklärt: "Wer das Buch liest, wird kaum daran zweifeln, dass die Hauptgefahr für unsere royale Institution in den kommenden Jahrzehnten in Charles' wohlmeinendem, wirrem, schwammigem Kopf steckt. Als König wird er beharrlich versuchen, die Welt zu retten, und damit eine Krise auslösen. Er ist kein schlechter Mensch, aber für die Monarchie sehr gefährlich, falls er auf den Thron gelassen wird. Die beste Hoffnung für die britische Monarchie liegt bei William und Kate."

Weniger aggressiv in der Wortwahl, aber nicht minder deutlich hatte kurz zuvor der konservative "Daily Telegraph" Vorbehalte geäußert, während die "Sunday Times" jetzt konstatierte: "Es fragt sich, ob Charles der Richtige ist." Neu sind die Bedenken nicht. Jahrzehntelang wurde der Prinz von Selbstzweifeln geplagt. Der Historiker und Queen-Biograf Robert Lacey geht davon aus: "Mit 20 oder 30 Jahren muss Charles zu der Einsicht gelangt sein, er wird nie König werden."

1988 gestand der Thronfolger: "Zuweilen wird mir angst und bange vor den Erwartungen, die man auf mich setzt, und der ungeheuren Verantwortung, die auf mir lastet. Manchmal denke ich, ich werde die Menschen enttäuschen." Gefragt, ob Charles die Krone überhaupt begehre, erwiderte Prinzessin Diana 1995: "Er war jedes Mal hin- und hergerissen, wenn wir darüber sprachen. Ich verstand diesen Konflikt. Prinz von Wales zu sein verlangt einem sehr viel ab. König zu sein wäre noch erdrückender." Indirekt bestätigte sie, sie wünsche sich, William würde unmittelbarer Nachfolger der Queen.

Inzwischen scheint Charles jedoch fest entschlossen, den Thron zu besteigen, nicht zuletzt Camilla zuliebe, die dann, wie er erstmals einräumte, Königin würde. William seinerseits hat klarstellen lassen, er "strebe nicht danach, vorzeitig die Königsleiter zu erklimmen" und Charles den Thron streitig zu machen. Es gibt Spekulationen, die beiden hätten einen Deal ausgehandelt, wonach der Sohn dem Vater den Vortritt lässt - aber nur für eine befristete Dauer, die zu seiner Ausbildung zum Spitzen-Royal genutzt werden soll. Mit anderen Worten: Charles würde ein Übergangskönig, nicht von Gottes, sondern von Williams Gnaden.

Die Queen soll angedeutet haben, dass sie mit 87 Jahren abdankt

Angeblich könnte der Plan schon in drei Jahren anlaufen. 2013 endet Williams Offiziersverpflichtung bei der Luftwaffe, und bis dahin kann Kate ihm einen Erben geschenkt haben. Die Queen soll Charles signalisiert haben, sie sei gewillt, mit 87 Jahren das Zepter an ihn weiterzureichen.

Offiziell wird am britischen Hof gemauert. Abdankungen seien nicht die britische Art. "Niemand hier traut sich, das A-Wort in den Mund zu nehmen", sagt ein Palastbeamter. Unbestritten ist aber, dass sowohl Prinz Philip als auch die Königin kürzertreten wollen. Den Ruhestand hätten sich beide sicherlich wohlverdient.