In der nächste Wochen wird Prinz Philip 90 Jahre alt. Seinen Schwur, Lehnsmann von Königin Elizabeth zu sein, hat er vorbildlich gehalten.

London. Er selbst nennt sich "der weltgrößte Experte im Enthüllen von Gedenktafeln". Laut der Londoner "Times" ist er "ein lebendes Witzemuseum". Aber hinter der schroffen Fassade von Prinz Philip steckt mehr als personifiziertes Understatement und notorische Fettnäpfchentreterei: Bei der Krönung seiner Frau 1953 in der Westminster-Abtei kniete er nieder und schwor: "Ich werde Euer Lehnsmann sein mit Leib und Seele und in irdischer Ehrerbietung; und Treue und Wahrheit werde ich Euch entgegenbringen, im Leben wie im Sterben, gegen jede Art von Leuten. So wahr mir Gott helfe."

Am Freitag wird der dienstälteste Herrschergemahl in der Geschichte des britischen Königreichs 90 Jahre alt. Bis auf die 41 Salutschüsse im Hyde Park und die Flaggen an öffentlichen Gebäuden wird es ein Tag wie jeder andere. Philip wollte keine Party, kein Aufhebens. Das Altwerden sei schließlich kein Verdienst. Am Nachmittag und Abend nimmt er Verpflichtungen bei zwei der 847 Organisationen wahr, deren Schirmherr er ist. Der Sonnabend steht im Zeichen der Truppenparade zum 85. Geburtstag von Elizabeth II. Erst am Sonntag findet in der St.-Georgs-Kapelle von Schloss Windsor ein Dankgottesdienst mit anschließendem Empfang statt. Darauf bestand die Queen, die in keinem Jahr versäumt, ihre Weihnachtsansprache mit den Worten "My husband and I" einzuleiten.

Der Königin zuliebe verließ Prinz Philip die Marine

Sie sei aufrichtig dankbar, wissen Freunde des Paares, für die unermüdliche Unterstützung des Mannes, der anfangs von Teilen der Öffentlichkeit und ihrer eigenen Familie angefeindet wurde und nach ihrer unerwartet frühen Thronbesteigung ihr zuliebe die Marinelaufbahn aufgab. Für Queen Mum, deren Lieblingsbruder im Krieg gefallen war, blieb der Schwiegersohn aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg zeitlebens "der Hunne". Als George VI. erfuhr, dass seine ältere Tochter und ihr "Wikinger" - so betitelte Elizabeth ihren auf Korfu geborenen ehemaligen Prinzen von Griechenland und Dänemark - sich heimlich verlobt hatten, stöhnte er: "Diese verflixten Griechen!" Prinzessin Margaret befand: "Für meine Schwester ist der nicht gut genug."

Die deutschfeindliche Volksstimmung zwang Philip, vor der Heirat 1947 den anglisierten Familiennamen Mountbatten (vormals: Battenberg) nebst britischer Staatsangehörigkeit anzunehmen und darauf zu verzichten, seine vier in Deutschland lebenden Schwestern zur Hochzeit einzuladen. Aus demselben Grund vereitelte Premierminister Winston Churchill das Bestreben, das Königshaus in Mountbatten umzubenennen. "Als einziger Mann im Land darf ich meinen Kindern nicht den eigenen Namen geben", seufzte Philip. Es blieb beim Hause Windsor.

Auch ein zweites Opfer brachte Philip. Als seine Frau im Februar 1952 unvermutet das Thronerbe antreten musste, nahm er seinen Abschied bei der Kriegsmarine. "Ich war gerade zum Fregattenkapitän befördert worden, hatte damit den interessantesten Teil der Karriere begonnen", erinnerte er sich jetzt in einem TV-Interview. "Natürlich war ich enttäuscht. Doch dann besann ich mich. Als Ehemann einer Königin, schien mir, war meine oberste Pflicht, nach bestem Vermögen ihr zu dienen." Was-wäre-wenn-Gedanken streitet er ab: "Ich verwende nicht viel Zeit auf Rückblicke. Ich bin Pragmatiker, blicke in die Zukunft."

Deshalb hat er auch schon seine Beisetzung in allen Einzelheiten festgelegt. Ein Staatsbegräbnis in der Westminster-Abtei, mit dem die Queen ihn ehren wollte, lehnt er ab. Nach einer Totenmesse in der St.-Georgs-Kapelle soll sein Sarg auf derselben Lafette zum Mausoleum gebracht werden wie 1901 der von Victoria. Und genau wie damals soll sie von Schiffsleuten der Royal Navy gezogen werden.