Eine ordentliche Defensivleistung reicht dem neuen Tabellenführer der zweiten Fußball-Bundesliga FC St. Pauli zum 1:0-Sieg in Duisburg.

Duisburg. Es wurde nicht überliefert, was genau Fabian Boll bei seiner Ansprache im obligatorischen Mannschaftskreis nach der Partie seinen Kollegen mitgeteilt hatte. Nur so viel: Es soll um ein Zebra, das Maskottchen des MSV Duisburg, gegangen sein. Das Mienenspiel seiner Kollegen aber verriet, dass der Kapitän die richtigen Worte zum Feier-Abend gefunden hatte. Wahlweise grinsend oder laut lachend machten sich Spieler und Trainer des FC St. Pauli auf den Weg zu den 2500 mitgereisten Fans, die ihre Mannschaft lautstark feierten. Es waren die Ovationen für den neuen Tabellenführer der Zweiten Liga, den Schiedsrichter Robert Hartmann mit seinem Schlusspfiff um 19.49 Uhr amtlich gemacht hatte.

Es waren das Ergebnis von 1:0 und dessen Konsequenz, die Anlass zum Beifall gaben, möglicherweise mag der eine oder andere auch eine lange Zeit ordentliche Defensivleistung beklatscht haben. Fußballerisch verdienten sich die Hamburger diesmal keinen Applaus, wie Mittelfeldspieler Florian Bruns einräumte: "Ein dreckiger Sieg, für den wir uns aber nicht schämen müssen. Genauso wenig wie über die Tabellenführung. Die kann man jetzt ein bisschen genießen." Zumindest bis zum Sonnabendnachmittag blickt St. Pauli nach dem siegreichen Trip in die Schauinsland-Reisen-Arena von der Tabellenspitze auf die Konkurrenz.

Die Prophezeiung des Duisburger Karnevalsprinzen Günter II., der einen 1:0-Sieg, allerdings für den MSV, vorhergesagt hatte, da die Mannschaft in seinem Beisein noch nie verloren habe, entpuppte sich bereits nach dem ersten Spieldrittel als fehlerhaftes Orakel. Fabian Boll köpfte in der 21. Minute einen Freistoß von Florian Bruns aus fünf Metern unbedrängt ins Tor. Auch dem vierten Hamburger Treffer in diesem Jahr war eine Standardsituation vorausgegangen. Und erneut war es mit Boll ein Defensivspieler, der vollstreckte. Der 32-Jährige hatte bereits beim 1:2 in Aachen den Anschlusstreffer markiert, ehe Außenverteidiger Sebastian Schachten gegen den VfL Bochum (2:1) einen Doppelpack schnürte. Trainer André Schubert verzichtete am Freitag gar auf den Einsatz eines Angreifers und beorderte Mittelfeldspieler Max Kruse in die Spitze. Marius Ebbers und Petar Sliskovic fehlten verletzt, Mahir Saglik, vor einer Woche gegen Bochum nach einer Stunde vom Feld genommen, blieb nach seinem Disput mit Schubert nur die Bank, wo lediglich sechs Spieler auf ihren Einsatz warteten, da neben Arvid Schenk und Petar Filipovic auch Lasse Sobiech, Jan-Philipp Kalla und Charles Takyi beim 1:3 der Regionalligamannschaft gegen den VfB Lübeck aushalfen.

Torhüter Pliquett rettet den Sieg fünf Minuten vor Schluss per Fußabwehr

Womöglich wäre Saglik auf dem Platz nur geringfügig häufiger an den Ball gekommen. St. Paulis Offensivbemühen hielt sich in Grenzen, die sich ziemlich genau am Duisburger Sechzehnmeterraum orientierten. Eine einzige Torchance per Freistoß genügte, um mit einer Führung in die Halbzeitpause zu gehen. Allerdings bearbeiteten die Duisburger ihre Gegenspieler auch konsequent, um St. Paulis ersten Auswärtssieg seit drei Monaten zu verhindern. Der MSV Duisburg presste und störte die Spieleröffnung der Hamburger konstant mit sechs Akteuren in der gegnerischen Hälfte. Die Schubert-Elf produzierte so viele Fehler, stand aber ihrerseits kompakt und ließ zumindest in den ersten 50 Minuten kaum Duisburger Torgelegenheiten zu. "Wir haben ohnehin zu wenig Fußball gespielt. Doch in der zweiten Hälfte sind wir dann zu passiv, zu defensiv geworden und haben gefährliche Situationen zugelassen", klagte Trainer Schubert.

Sorglosigkeiten, die sich mit zunehmender Spieldauer häuften. In der Schlussviertelstunde glich die Fehlerquote der des schwachen Unparteiischen. Und so war es am Ende der Duisburger Abschlussschwäche zu danken, dass der Sieg Bestand hatte. Die Maßnahme von Duisburgs Trainer Oliver Reck mit einem Doppelwechsel in der 73. und der Hereinnahme eines weiteren Stürmers in der 81. Minute frische Offensivkräfte zu bringen, verpuffte. St. Pauli hingegen, das auch nach den drei Wechseln ohne Saglik, Ebbers und Sliskovic agierte, glückte der Sturm auf die Spitze ohne Angriff. "Die Tabellenführung ist nicht dramatisch wichtig", winkte Schubert ab, "neu ist nur, dass wir drei Punkte mehr haben. Und darüber darf man sich gerne freuen."