Mit einem Sieg gegen Bochum würde der FC St. Pauli in die Spitzengruppe zurückkehren. Die Konkurrenz trifft sich zum direkten Vergleich.

Hamburg. Natürlich bleibt es aktuell ohne Folgen, mit Recht weist Trainer André Schubert allwöchentlich, nach Siegen wie nach seltenen Niederlagen, mit Vehemenz darauf hin, dass allein die Tabelle am 34. Spieltag Aussagekraft und Relevanz besitze. Und doch ist es ein Trendmesser, dass der FC St. Pauli erstmals in dieser Saison nicht als Teil des Spitzenquartetts in das Wochenende geht. "Wir haben bislang immer die richtige Antwort gegeben, wenn es im Spiel vorher mal nicht so gelaufen ist", setzt Außenverteidiger Moritz Volz aber schon aus Tradition auf die schnelle Wende: "Ich bin daher auch zuversichtlich für Bochum." Am Sonntag (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) kommt der VfL ans Millerntor, und zwei Niederlagen in Folge hat es für St. Pauli seit dem Amtsantritt von Trainer Schubert im Sommer noch nicht gegeben. Fehlstart verboten! Vielmehr werden die 90 Minuten als Chance verstanden, um die Scharte des 1:2 in Aachen umgehend auszuwetzen und das Spitzenquartett der Liga wieder neu durchzumischen.

Gleich acht der aktuell besten zehn Teams der Zweiten Liga stehen sich am 21. Spieltag in vier Duellen gegenüber, die Bestplatzierten sogar im direkten Vergleich: Greuther Fürth (4.) empfängt den SC Paderborn (3.), Fortuna Düsseldorf (1.) und Eintracht Frankfurt (2.) spielen am Montag um die Tabellenführung. "Wir schauen auf uns. Nur auf uns, müssen bei uns ansetzen und uns auf die eigenen Dinge konzentrieren", sagt Schubert. "Alles andere können wir sowieso nicht beeinflussen", ergänzt Volz, der nach passabler Vorstellung beim Auftakt in Aachen erneut als linker Außenverteidiger auflaufen wird, während sich vor und neben ihm einige neue Kräfte präsentieren dürften. Fin Bartels und Sebastian Schachten stehen nach abgesessener Gelbsperre wieder zur Verfügung und dürften Deniz Naki im Mittelfeld und Patrick Funk auf der rechten Außenbahn ersetzen. Funk übt dadurch seinerseits Druck auf Dennis Daube in der defensiven Mittelfeldzentrale aus, der wiederum als Alternative zu Florian Bruns Einsatzchancen besitzt. Und im Angriff könnte Petar Sliskovic nicht zuletzt wegen seiner läuferischen Qualitäten den Vorzug vor dem ehemaligen Bochumer Mahir Saglik erhalten. Der Einsatz von Marius Ebbers gilt wegen einer Oberschenkelzerrung als unwahrscheinlich. Rotation und Bewegung, die Schubert für Sonntag aber auch auf dem Platz einfordert.

Unabhängig von der personellen Besetzung erwartet der Trainer nach dem ernüchternden, weil "pomadigen und zu langsamen Auftritt" am vergangenen Wochenende eine deutliche Reaktion seiner Mannschaft. "Wir müssen den Ball schneller in die Tiefe bekommen und vor allem schneller umschalten", fordert Schubert. Und das nicht nur von Abwehr auf Angriff. Gerade im Defensivverhalten hat der 40-Jährige nach dem aufgrund hoher Leistungsdichte und ausgezeichneter Vorbereitungsphase überraschenden Rückfall in Bequemlichkeiten Steigerungspotenzial ausgemacht. "Es war schon verwunderlich, das da die Wege nicht mehr gemacht wurden. Zumal wir ja nicht im Niemandsland der Tabelle sind. Wir stehen in der Tabelle nicht weiter vorne, weil wir mehr Gegentore kassieren als die vier vor uns und eben auch mehr Spiele verloren haben."

Eine Erkenntnis, die sich am Sonntag zunächst in der Aufstellung und anschließend auf dem Rasen niederschlagen soll. "Wir werden mehr nach hinten arbeiten müssen, Gegentore verhindern. Ich brauche Jungs, die entsprechend arbeiten", benennt Schubert die Anforderung, die vor allem für seine Offensivabteilung gilt. Ausreden, wonach sich seine Stürmer im Spiel gegen den Ball Laufwege sparten, um Körner für die eigenen Aktionen im Strafraum zu sammeln, tritt er entschieden entgegen: "Alle Offensivspieler der Teams vor uns rackern ohne Ende und schießen viele Tore. Und das nicht trotz der Tatsache, dass sie viel laufen, sondern eben weil sie so viel rackern."

Manchmal ist es eben doch ganz hilfreich, einen Seitenblick auf die Konkurrenz zu wagen. Und so sollen gegen Bochum zunächst einmal die grundlegenden Voraussetzungen stimmen, um Erfolg zu haben: Einsatz, Laufbereitschaft, Disziplin, Konzentration. "Das muss sowieso Teil einer jeden professionellen Einstellung sein", findet Schubert, "aber in unserem Fall doch im Besonderen. Wir haben eine interessante Tabellenkonstellation."