Ein Kommentar von Bastian Henrichs

Das Gefühl, bei einer Begrüßung oder Verabschiedung missachtet worden zu sein, hat wohl jeder schon einmal erleben müssen. Es ist kein schönes Gefühl. Ein verweigerter Handschlag, egal ob unter dem Einfluss von Emotionen oder völlig frei davon, ist ein Ausdruck von Ignoranz, Ablehnung, fehlendem Respekt. Wie in jedem anderen Beruf ist es auch im Fußball ein fataler Fehler, seinem Vorgesetzten eine derartige Einstellung entgegenzubringen. Dass Mahir Saglik, Stürmer des FC St. Pauli, nun mit einer Geldstrafe und womöglich auch mit dem Verlust seines Platzes in der Startelf für das nächste Spiel rechnen muss, hat er sich selbst zuzuschreiben. Zumal sein Ausraster nach seiner Auswechslung und die damit verbundene Verweigerung des obligatorischen Abklatschens mit dem Trainer völlig unverständlich ist. Er hatte schließlich eine - von seinem Coach gewürdigte - akzeptable Leistung abgeliefert.

Hitzkopf Deniz Naki, der sich in der Hinrunde ein ähnliches Vergehen geleistet hatte, bekam bereits die harte Gangart André Schuberts zu spüren. Der tut nun gut daran, seine konsequente Linie durchzuziehen und auch Saglik zu bestrafen - schon um seine Autorität zu wahren. Allerdings: Saglik ist ein eher zurückhaltender Typ, der zuvor disziplinarisch nie negativ aufgefallen ist. Deshalb sollte Schubert sich genau überlegen, ob nicht doch eine Geldstrafe ausreichend ist, wenn sich Saglik entschuldigt. Auf eine menschliche Fehlleistung mit sportlichen Konsequenzen - also mit einer Verbannung aus der Startelf - zu reagieren, wäre in diesem Falle sehr hart. Zu hart.