St. Pauli wurde vor zehn Jahren zum Weltpokalsiegerbesieger. Im Jolly Roger begann der Kult

Hamburg. Sie saßen am Abend nach dem großen Sieg freudetaumelnd im Jolly Roger zusammen und genehmigten sich einen Brandy. Hendrik Lüttmer, Merchandisingleiter des FC St. Pauli, und Heiko Schlessel, damals Fanbeauftragter, ließen den 2:1-Sieg des Aufsteigers über den großen FC Bayern nochmals Revue passieren. "Ein Wort ergab das andere", sagt Lüttmer heute, zehn Jahre später. Wer genau den Weltpokalsieg der Münchner erwähnt, und wer daraus das Wort "Weltpokalsiegerbesieger" kreiert hat, das kann Lüttmer nicht mehr genau sagen. "Wichtig ist nur, dass ich mich am nächsten Morgen noch an das Gespräch erinnert habe."

Lüttmer warf die Vermarktungsmaschinerie des Klubs an - und heraus kam ein T-Shirt, das landesweit Kultstatus genießt. Die Weltpokalsiegerbesieger-Shirts werden noch heute tausendfach verkauft und am Montag, zum zehnten Jahrestag des Sieges des FC St. Pauli über Bayern München, werden sie wohl zahlreich aus den Schränken der Fans gezogen. Der Verein hat eine Public-Viewing-Veranstaltung organisiert (20 Uhr, aufgrund der Witterungsbedingungen vom Millerntorstadion ins Knust verlegt), Stadionsprecher Rainer Wulff wird die Fans wie damals bitten, keine Bananen mehr auf Oliver Kahn zu werfen und jeder, der will, kann den Sieg noch einmal feiern. Lüttmer, mittlerweile Produktchef der Agentur Upsolut, wird allerdings keines der Shirts tragen, er besitzt nicht mal eins. "Ich werde ständig damit konfrontiert, das reicht", sagt er.

Knapp zwei Wochen nach dem Gespräch mit Schlessel im Jolly Roger gab es die ersten Weltpokalsiegerbesieger-Shirts zu kaufen. Auflage: 400 Stück. "Die Dimensionen waren ja nicht absehbar", sagt Lüttmer fast entschuldigend. "Eigentlich war das Ganze nur als kleiner Gag gedacht." Doch es kam anders: Die T-Shirts, die es nur in der braunen Vereinsfarbe gibt, fanden reißenden Absatz. In den ersten drei Monaten wurden 25.000 Stück verkauft.

"Das hat uns erschlagen", sagt Lüttmer. Noch immer ist die Idee der beiden St.-Pauli-Fans ein Verkaufsschlager, jedes Jahr gehen mehrere Tausend Exemplare über den Ladentisch, insgesamt nach zehn Jahren rund 100.000. Und der Erfolg war nicht einzigartig. Auch die Rettershirts, die wenige Jahre darauf den Klub vor der Pleite gerettet haben, kamen gut bei den Fans an. Mit rund 180.000 Exemplaren wurden sogar noch mehr Rettershirts verkauft. Nicht nur finanziell profitierte der Klub, Sympathie und Bekanntheitsgrad stiegen ebenfalls stark an. "Die Nebeneffekte sind bis heute unbezahlbar", sagt Lüttmer. "Für mich persönlich auch. Ich werde wohl mein Lebtag mit den Shirts in Verbindung gebracht." Zumindest jedes Jahr wieder, am Weltpokalsiegerbesiegertag.

Erinnerungen an ein großes Spiel unter www.abendblatt.de/weltpokalsiegerbesieger