Trainer Veh trifft in der Bundesliga mit dem HSV erstmals auf seinen Ex-Klub VfL Wolfsburg (20 Uhr/ Liveticker auf abendblatt.de).

Hamburg. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Was sonntagvormittags im allseits beliebten "Doppelpass" drei Euro für das Phrasenschwein kostet, könnte keine passendere Erklärung für den gestrigen Gemütszustand Armin Vehs sein. Der HSV-Trainer lachte und scherzte, als ob er gerade ein privates Mittagessen mit Loriot genossen hatte. Dabei ist es keine zwei Tage her, dass sich Veh noch maßlos über den erfolg- und lustlosen Auftritt seiner Profis beim FC St. Pauli geärgert hatte. Doch nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel - noch mal drei Euro! -, und deswegen machte sich der 49-Jährige gestern Mittag erst mal einen Kaffee, um dann entspannt über das heutige Spiel gegen den VfL Wolfsburg, seinen VfL Wolfsburg, zu plaudern.

Es ist gerade mal 240 Tage her, da hätte Veh bei der gleichen Paarung noch auf der anderen Trainerbank Platz genommen. Aber Fußball ist ja ein schnelllebiges Geschäft - damit sind es schon neun Euro im Phrasenschwein -, und deswegen spricht der HSV-Coach nun nur noch von "ollen Kamellen", wenn er an seine Zeit beim VfL zurückdenkt. Eine Zeit, die am 25. Januar dieses Jahres nach nur einem halben Jahr im Amt abrupt zu Ende gegangen war. "Ich habe keine schlechten Erinnerungen an mein Engagement in Wolfsburg, außer dass wir nicht besser abgeschnitten haben", sagt Veh, der betont, dass es für ihn heute Abend (20 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) kein besonderes Spiel gegen seinen Exklub ist.

Veh lächelt, wenn er über seinen früheren Arbeitgeber spricht. Doch ob es heute Abend wirklich kein besonderes Spiel für den Neu-Hamburger ist, lässt sich abschließend nicht klären. "Natürlich hätte ich sehr gerne in Wolfsburg weitergearbeitet, aber ich wurde nun mal frühzeitig verabschiedet", sagt Veh, der keine Gelegenheit auslässt, seine früheren Spieler zu loben. "Feine Jungs" seien das gewesen, "richtig gute Typen, die charakterlich einwandfrei waren". Doch je mehr Veh, der in Wolfsburg wie sein Vorgänger Felix Magath als Trainer, Manager und Geschäftsführer in Personalunion verpflichtet worden war, seine früheren Profis lobt, desto mehr bekommt man den Eindruck, dass es an anderer Stelle entscheidend gehakt hat. Dieter Hoeneß war seinerzeit gerade erst als neuer Sportchef verpflichtet worden und machte Vehs Entlassung zu seiner ersten Amtshandlung. War das seine schwärzeste Stunde als Trainer, will ein Medienvertreter wissen. "Darauf möchte ich nicht so gerne antworten", sagt Veh, der als Gentleman kein böses Wort zu den damaligen Umständen seiner Entlassung verlieren will.

Vehs Blick richtet sich konsequent nur nach vorne. Deswegen sei das Spiel gegen den VfL auch so wichtig, nicht wegen seiner Person, sondern weil es gegen einen direkten Konkurrenten gehe. "Wolfsburg hat das gleiche Saisonziel wie wir", sagt Veh, "und das, obwohl wir beide kein Saisonziel ausgegeben haben." Das Saisonziel, das beide offiziell nicht ausgegeben haben, heißt Europa League. Mindestens. "Wolfsburg hat sich sehr gut verstärkt. Der Verein hat erkannt, dass sie besonders in der Abwehr gute Leute brauchen", sagt Veh, der besonders die Qualitäten des für zwölf Millionen Euro verpflichteten Dänen Simon Kjaer schätzt.

So einen wie Kjaer hätte er vor einem Jahr gut gebrauchen können, als Wolfsburg, damals noch sein Wolfsburg, zu einem ähnlich frühen Zeitpunkt der Saison auf den HSV getroffen war. Damals siegten die Hamburger 4:2 beim bis dahin ungeschlagenen VfL. Es war die erste von drei Niederlagen in Folge und irgendwie der Anfang vom Ende eines Missverständnisses. "Der HSV hat sein bestes Saisonspiel gemacht", erinnert sich Veh, der heute über das damals Geschehene gut lachen kann. "Offensiv war das ein Riesenspiel von den Hamburgern", sagt Veh, der fast ins Schwärmen gerät, wenn er über die Tore von Paolo Guerrero, Eljero Elia, Mladen Petric und Romeo Castelen spricht. Doch eigentlich will er ja gar nicht mehr zurückblicken, deswegen schaut er schnell wieder nach vorne. Nur eins noch: "Ich hätte nichts dagegen, wenn es diesmal wieder so ein Spiel geben wird."

Damit ist Veh endgültig im Hier und Jetzt angekommen. Und hier und jetzt wird ihm viel zu viel Negatives berichtet. "Wir haben acht Punkte nach vier Spielen. Das ist gar nicht schlecht." Man solle nicht vergessen, dass ganz andere Mannschaften in ganz anderen Tabellenregionen zu finden seien. Leverkusen zum Beispiel. Schalke natürlich. Oder eben auch Wolfsburg. Doch das alles sei eben nur eine Momentaufnahme. Aber das mit dem schnelllebigen Geschäft hatten wir ja schon.

HSV: Rost - Demel, Westermann, Mathijsen, Jansen - Jarolim, Zé Roberto - Pitroipa, Petric, Trochowski - van Nistelrooy.

Wolfsburg: Benaglio - Pekarik, Kjaer, Barzagli, Schäfer - Josué - Hasebe, Kahlenberg - Diego - Grafite, Dzeko.

Schiedsrichter: Perl (Pullach).