Fans beider Hamburger Vereine verfolgten in New York das Duell zwischen St. Pauli und dem HSV

New York. Oben im Hauptraum des "Nevada Smith's" herrscht großes Gedränge. Die Fans von Manchester United feiern ausgelassen den 3:2-Sieg im Prestigeduell ihres Klubs gegen den FC Liverpool und vor allem Dimitar Berbatow, der alle drei Treffer erzielt hat. Unten im Keller hingegen ist die Anspannung noch groß. Gleich gehts los, das Hamburger Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV. Knapp 6000 Kilometer vom Millerntor entfernt stehen die beiden New Yorker Fanklubs der beiden Teams mitten in Manhattans berühmtester Fußballbar Seite an Seite. Die East River Pirates sind mit rund 35 Leuten die fünf Kilometer aus Brooklyn in die Stammkneipe des HSV-Fanklubs New York, der im Jahr 2001 gegründet wurde, in die Third Avenue gekommen. Die "Gastgeber" sind mit knapp 30 Fans vertreten. Erstmals verfolgen beide Gruppen zusammen das Derby.

"St. Pauli, St. Pauli", dröhnt es aus der Gäste-Ecke durch den Raum. "HSV, HSV", schallt es umgehend zurück. Stadionatmosphäre pur im Big Apple. Während am Millerntor bereits die zweite Halbzeit anfängt, ist in New York gerade Anpfiff. Die Partie wird mit einer Stunde Zeitverzögerung gezeigt, auch wenn der übertragende Sender Gol TV die Partie in der Vorschau als "Livespiel" angekündigt hatte.

"Es tut weh, nicht live vor Ort zu sein, besonders wenn ich die St.-Pauli-Sprechchöre höre", sagt David Barkhymer. Der 38-Jährige war vor zwei Jahren Gründungsmitglied der East River Pirates. Oliver Lunt von den HSVern ist derweil über das schwache Spielniveau verärgert. Und in der 77. Minute passiert aus seiner Sicht gar "die Katastrophe". Fabian Boll schießt das 1:0 für St. Pauli. Die New Yorker "Piraten" liegen sich überglücklich in den Armen, die HSV-Fans sind geschockt. "Das Tor hatte sich abgezeichnet", schimpft Lunt. Doch elf Minuten später können auch der 32-Jährige und seine Kumpels jubeln. Mladen Petric gelingt der Ausgleich. Das 1:1 sei für beide Seiten akzeptabel, sagt Barkhymer. "Auch wenn das Gegentor kurz vor Schluss natürlich schmerzt."

Auch Oliver Lunt kann mit dem Ergebnis leben und fand die Idee der gemeinsamen Derbyparty großartig. Da ist es selbstverständlich, dass man sich beim Rückspiel an gleicher Stelle wiedersieht. Die Stimmung jedenfalls machte schon jetzt Lust auf das zweite Aufeinandertreffen der beiden Hamburger Klubs. "Ich schaue lieber Fußball, wenn auch Fans der gegnerischen Mannschaft da sind, da kann man sich dann ein bisschen lauter freuen, wenn der HSV ein Tor schießt", meint er mit einem breiten Grinsen. Am Mittwoch sitzen die HSV-Fans beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg wieder alleine in ihrer Stammbar. Lunt würde sich "sehr wundern, wenn da VfL-Fans auftauchen würden".