In einem zähen Spiel gegen Dänemark sorgte der Startelf-Debütant für die Erlösung. Die DFB-Elf musste lange zittern. Dennoch wurde es ein historischer Sieg. Nun wartet am Freitag Griechenland.

Lwiw. Als das erste Etappenziel mit einigen Zittereinlagen erreicht war, fiel die Last des möglichen Scheiterns wie ein Felsbrocken von den Schultern der deutschen Fußballer. Ausgerechnet Startelf-Debütant Lars Bender hatte für die Erlösung gesorgt und die deutsche Nationalmannschaft mit seinem Tor zum 2:1 gegen Dänemark ins EM-Viertelfinale geschossen. Mit seinem ersten Länderspieltor brachte der „Notnagel“ aus Leverkusen die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes als Sieger der Gruppe B in die Runde der letzten Acht. Gegen Griechenland spielt das Team von Bundestrainer Joachim Löw am kommenden Freitag in Danzig um den Einzug ins Halbfinale.

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„Ich bin froh, dass ich meinen Einsatz bekommen habe. Dass ich das mit einem Tor gekrönt habe, war das größte Geschenk. Ich werde noch lange an diesen Tag zurückdenken“, sagte Bender, der am Sonntag in Lwiw anstelle des gelbgesperrten Jerome Boateng als Rechtsverteidiger aufgelaufen war, obwohl er in Leverkusen vorher lediglich 16 Minuten einmal auf der rechten Abwehrseite ausholfen hatte. In der entscheidenden Szene aber stürmte er in die Offensive und bewies auch noch Torriecher.

Eine souveräne Vorstellung war der Auftritt gegen den Europameister von 1992 nach den Siegen gegen Portugal (1:0) und die Niederlande (2:1) nicht. Löw, die Mannschaft und rund 10.000 deutsche Fans unter den 33.500 Zuschauern mussten phasenweise kräftig zittern. Doch mit dem dritten Sieg in der Vorrunde gelang der Mannschaft etwas, was selbst die Europameister von 1980 und 1996 nicht geschafft hatten. Die Dänen indes sind ausgeschieden, weil Portugal das Parallelspiel gegen die Niederlande mit 2:1 gewann.

„Es war ein hart umkämpftes Spiel gegen eine starke dänische Mannschaft, zum Glück haben wir am Ende noch das Tor gemacht“, sagte Podolski. Der 27-Jährige hatte in seinem 100. Länderspiel mit seinem schwächeren rechten Fuß die Führung (19. Minute) erzielt, die Michael Krohn-Dehli für die Dänen schnell ausgleichen konnte (24.). „Dass ich das Tor mache und dann noch mit rechts, das kommt nicht so oft vor.“

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Der Vize-Europameister erspielte sich eine Vielzahl von Torchancen, konnte sie aber nicht nutzen. Durch die Konstellation, dass eine Niederlage und ein gleichzeitiger Sieg von Portugal gegen die Niederlande im Parallelspiel der Gruppe in Charkow das Aus bedeutet hätte, wuchs die Spannung ständig. Als Jakob Poulsen in der 54. Minute mit einem Schuss aus 16 Metern den Außenpfosten traf, war dies mehr als ein Warnschuss. „Wir hatten heute nichts zu gewinnen“, umschrieb Löw die schwierige Situation beim Stand von 1:1. Am Ende war er einfach nur erleichtert: „Neun Punkte in dieser schweren Gruppe, das ist schon Klasse. Gegen Griechenland wird es ein ganz anderes Spiel.“

Gleich mit dem Spielbeginn machten die Deutschen deutlich, dass sie es ernst mit der „Mission Titelgewinn“ meinen. Sie drängten und erspielten sich viele Tormöglichkeiten. Die erste hatte der sehr agile Thomas Müller, der in der 2. Minute knapp über das Tor schoss. In der 6. Minute hätte der Münchner das 1:0 machen müssen. Podolski flankte vor den Fünfmeterraum, aber Müller schoss dem dänischen Torwart Stephan Andersen direkt in die Arme. Auf der anderen Seite ließ immer wieder Nicklas Bendtner, den Podolskis zukünftiger Klub FC Arsenal an Sunderland ausgeliehen hat, seine Gefährlichkeit mit Kopfbällen und Schüssen aufblitzen. Die deutsche Offensive setzte die Skandinavier mit konsequentem Pressing unter Druck, schuf sich dadurch selbst auf schnellsten Wege beste Torchancen.

In der 19. Minute war es soweit: Müller drehte sich im Strafraum um den Verteidiger und passte vor das Tor, Gomez lenkte den Ball leicht mit der Hacke weiter, dann knallte Podolski die Kugel mit Wucht in den Kasten. Der 27-Jährige steht in der DFB-Torjägerliste nun mit vier Treffern allein auf Platz sechs und ließ Uwe Seeler (43 Tore) hinter sich.

Die Dänen spielten aber solide und unerschrocken. „Sensationen gefallen uns“, sagte Christian Eriksen vor dem Spiel. Bei den Rothemden ist noch immer der große Triumph im Hinterkopf, der ihnen 1992 im EM-Endspiel mit dem 2:0 gegen den damaligen Weltmeister Deutschland gelang. Mit einem Sieg hätten sich die Dänen selbst in das Viertelfinale gebracht und dem Favoriten Deutschland ein Bein stellen können.

Gleich mit der ersten Ecke für die Dänen zeigte sich die Schwäche der deutschen Elf bei Standardsituationen. Bendtner köpfte perfekt und hart in die Mitte zu Krohn-Dehli, der per Kopf ins Tor zum 1:1 verlängerte. Es folgte ein Feuerwerk des DFB-Teams von Offensivaktionen mit besten Chancen, aber Gomez, Podolski, Sami Khedira und erneut Gomez vergaben sie. In der zweiten Halbzeit verlor das Löw-Team an Format. Es blieb überlegen, aber ließ immer die Klarheit vermissen. Dann ging Portugal gegen Holland in Führung und damit wuchs der Druck noch stärker. Andre Schürrle kam für Jubilar Podolski, Miroslav Klose für den diesmal enttäuschenden Gomez. Bis zehn Minuten vor dem Ende musste gezittert werden, dann traf ausgerechnet Startelf-Debütant Bender. (dapd/sid/HA)