Polen begann wie die Feuerwehr, doch am Ende jubelte Tschechien und zog ins Viertelfinale ein. Jiracek traf zum verdienten Sieg.

Breslau. Im Dauerregen von Breslau ist der polnische Traum vom Einzug ins EM-Viertelfinale im eigenen Land weggespült worden. Trotz einer engagierten Vorstellung verloren die Gastgeber am Samstag zum Vorrunden-Finale das Nachbarschaftsduell gegen Tschechien mit 0:1 (0:0) und schlossen die Gruppe A mit nur zwei Punkten als Letzter ab. Dagegen qualifizierten sich die Tschechen dank des Siegtores durch den Wolfsburger Bundesliga-Profi Petr Jiracek (72. Minute) als Gruppensieger für die K.o.-Runde, in der am Donnerstag in Warschau der Zweite der deutschen Gruppe B der Gegner ist. Auch ohne den verletzten Regisseur Tomas Rosicky verdiente sich das tschechische Team den Erfolg durch eine klare Steigerung nach der Pause, während den Polen zunehmend die Puste ausging.

Vor 41 480 Zuschauern – darunter rund 12 000 tschechische Fans - war den Polen der große Erwartungsdruck im „wichtigsten Spiel ihrer Fußball-Geschichte“ (Robert Lewandowski) zunächst nicht anzumerken. Getragen von einer nationalen Woge der Begeisterung bot die Elf von Franciszek Smuda Fußball mit Herz und spielte in den ersten 20 Minuten ein klares Plus an Chancen heraus. Im Abschluss zeigten Lewandowski und Co. allerdings altbekannte Schwächen.

In der 10. Minute hatten die polnischen Fans den Torschrei bereits auf den Lippen, als sich BVB-Profi Lewandowski im Laufduell gegen Theodor Gebre Selassie durchsetzte, den Ball dann aber aus kurzer Distanz am Kasten vorbeijagte. Danach vergaben der Bremer Sebastian Boenisch (12.) und Eugen Polanski von Mainz 05 (15.) das mögliche frühe Führungstor.

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Petr Cech, der trotz einer im Griechenland-Spiel erlittenen Schulterblessur wieder zwischen den Pfosten stand, konnte sich über mangelnde Beschäftigung auch weiterhin nicht beklagen. In der 22. Minute lenkte der Keeper einen tückischen 20 Meter-Aufsetzer von Boenisch um den Pfosten. Erst als Mitte der ersten Halbzeit ein Wolkenbruch über dem Stadion niederging, ebbte der polnische Schwung merklich ab.

Bei den Tschechen lief im Spiel nach vorne eine Halbzeit wenig zusammen. Das Team von Michal Bilek konnte den Ausfall des an der Achillessehne verletzten Rosicky nicht kompensieren. Der Ex-Dortmunder hatte einen Belastungstest am Morgen nicht bestanden. Die einzige große Möglichkeit vor der Pause vergab der künftige Wolfsburger Vaclav Pilar, der in der 4. Minute frei vor dem Tor am Ball vorbei trat.

Höwedes oder Bender rechts – geschont wird keiner

Mehr Beschäftigung bekam Polens Ersatzkeeper Przemyslaw Tyton, der den Vorzug vor Rot-Sünder Wojciech Szczesny erhalten hatte, im zweiten Durchgang. Während die Hausherren ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen mussten und in ihren Angriffsbemühungen zunehmend ratlos wirkten, wurden die Tschechen stärker und hatten in der 65. Minute durch Tomas Sivok die erste Möglichkeit zum 1:0. Tyton war bei dem Kopfball des Abwehrspielers aber auf dem Posten. Wenig später scheiterte Milan Baros am polnischen Schlussmann (68.).

Der EM-Torschützenkönig von 2004 war auch am Siegtor beteiligt, als er Jiracek den Ball nach einem Konter mustergültig auflegte. Ein Ballverlust des polnischen Kapitäns Jakub Blaszczykowski im Mittelfeld hatte den Gegentreffer eingeleitet.

(dpa/abendblatt.de)

Die Statistik

Tschechien: 1 Cech - 2 Gebre Selassie, 6 Sivok, 3 Kadlec, 8 Limbersky - 17 Hübschman, 13 Plasil - 19 Jiracek (ab 84. Rajtoral), 18 Kolar, 14 Pilar - 15 Baros (ab 90. Pekhart)

Polen : 22 Tyton - 20 Piszczek, 13 Wasilewski, 15 Perquis, 2 Boenisch - 5 Dudka, 7 Polanski (ab 56. Grosicki) - 16 Blaszczykowski, 11 Murawski (ab 73. Mierzejewski), 10 Obraniak (ab 73. Brozek) - 9 Lewandowski

Schiedsrichter: Thomson (Schottland)

Tore: 1:0 Jiracek (72.)