Im Streit um die Pokalprämie trat vor acht Monaten das komplette Team aus dem ETV aus. Eine Versöhnung ist noch immer nicht in Sicht.

Hamburg. Vor knapp acht Monaten war der Skandal beim ETV perfekt. Am 22. Juni um 21 Uhr legten Trainer Dennis Mitteregger und seine Spieler im ETV-Gebäude an der Bundesstraße ihre Austrittserklärungen auf den Tisch . Der Hammonia-Landesligist hatte 38 Tage vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen Zweitligist Greuther Fürth (0:10) keine Mannschaft mehr. Funktionäre und Team des Hamburger Amateurpokalsiegers konnten sich nicht über eine Verteilung der Pokaleinnahmen in Höhe von 110 000 Euro einigen. Der Eklat machte bundesweit Schlagzeilen. Doch wie verkraftete der Verein die Blamage? Fanden die Spieler von damals ihr Glück? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Start des ETV ins neue Fußballjahr (20 Uhr, Bundesstraße) gegen Teutonia 05.

Wie schlagen sich die Nachfolger?

Der ETV machte in der damaligen Notlage seine A-Jugend-Verbandsliga-Meistermannschaft zum neuen ersten Herrenteam. Ein Kader voller 17 und 18 Jahre alter Fußballtalente nahm das Projekt Landesliga in Angriff. Vernichtende Prognosen waren die Folge.

Heute strahlen die ETV-Verantwortlichen. 13 Punkte und 23:48 Tore in 17 Spielen ergeben Platz zwölf, drei Punkte vor dem ersten Abstiegsrang. Besonders technisch ist das Team erstklassig ausgebildet. Akteure wie Saiko Ceesay und die torgefährlichen Stürmer Ahmed Osmanov und Bünyamin Kilic (jeweils fünf Treffer und eine Vorlage) können fast jeden Gegner schwindlig spielen.

"Zweikampfhärte und besseres taktisches Verhalten mussten wir lernen", sagt Trainer Harald Wenzing. Er betreut die Mannschaft seit der G-Jugend. "Er macht hervorragende Arbeit", lobt Vereinschef Frank Fechner. Auch in der Landesliga erntet die Mannschaft Respekt. "Diese Jungs können in einigen Jahren in die Oberliga aufsteigen", sagt Lurups Trainer Andreas Klobedanz. Die jetzige A-Jugend des ETV leidet hingegen unter dem Aderlass. Sie ist Letzter in der Regionalliga Nord.

Was wurde aus dem alten Team?

Einmal Schleswig-Holstein-Liga, fünfmal Oberliga, fünfmal Landesliga, viermal Bezirksliga, zweimal Kreisliga, ein Auswanderer nach Holland (Ibrahim Barry) und ein Trainer Dennis Mitteregger, der bisher alle Angebote ablehnte: Das Ex-ETV-Team verstreute sich in alle Winde. Den Sprung in die fünfte Liga schafften Torwart André Alves Lopes (FC Sylt in Schleswig-Holstein), Ex-Kapitän Simon Mensah (NTSV), Serdar Bahtiyar (VfL Pinneberg), Jeffrey Polaske (Germania Schnelsen), Luciano Filipe Dias (Bergedorf 85) und Atalay Arican (USC Paloma). Lopes und Bahtiyar setzten sich durch, Dias und Arcian nicht. Polaske wechselte im Winter von Oststeinbek nach Schnelsen, Mensah von Sylt zum NTSV.

Dabei forderte der ETV 1000 Euro Ablösesumme, obwohl der Verein seine ausgetretenen Spieler ablösefrei ziehen lassen wollte. Mensah hatte einen Vertrag auf Sylt unterschrieben, und nach dessen Auflösung lagen die Rechte weiter beim ETV. Die nun ausgehandelte, niedrigere Ablöse zahlt Mensah selbst, fühlt sich "schikaniert". ETV-Liga-Manager Stefan Knauß sieht das anders: "Wir hätten nach dem Transferrecht über 5000 Euro fordern können. Der Kompromiss ist vertretbar."

Wurde die Pokalprämie gezahlt?

Ja. Im Oktober erhielt die alte Mannschaft 22 000 Euro für den Gewinn des Amateurpokals als Prämie.

Bleiben die Fronten verhärtet?

Alle Hauptbeteiligten bedauern die Ereignisse, geben aber zu Protokoll, sie hätten nicht anders handeln können. Mitteregger ist "nach wie vor erschüttert über das Verhalten der damaligen Entscheidungsträger des ETV". Mensah würde "Leuten wie Herrn Fechner nicht mal mehr die Hand geben". Das alte Team sei weiterhin eine verschworene Gemeinschaft. Fechner wiederum sagt, er grüße alte Spieler, wenn er sie treffe. Ebenso wie er zweifelt Knauß die Geschlossenheit des alten Teams an: "Viele Spieler sehen ihr damaliges Verhalten heute kritischer. Das weiß ich aus Gesprächen mit ihnen."

Wie verstehen sich die Vorgänger mit ih ren Nachfolgern?

Großartig. Zwischen der heutigen und der ehemaligen Landesligamannschaft gibt es viele Freundschaften. Als sich die Spieler Lopes, Atamini, Indulto, Bahtiyar, Polaske, Zigta, Lopes, Mensah und Friebe mit Trainer Dennis Mitteregger beim Allianz-Cup des NTSV noch einmal als FC Eimsbüttel zusammentaten, nahm auch der ETV am Turnier teil. Die Spieler beider Mannschaften klatschten sich gegenseitig ab. "Ich finde es großartig, dass es zwischen ihnen so sportlich zugeht", sagt ETV-Coach Wenzing.

In einigen Jahren könnte es allerdings wieder etwas hitzigere Duelle geben. Jürgen Parakenings, abgesetzter Zweiter Vorsitzender des früheren Fußballvorstands, plant den FC Eimsbüttel. "Einen Verein", so Parakenings, "in dem Fehler wie auf der ETV-Vorstandsebene nicht mehr gemacht werden." Der Klub würde in der Kreisklasse beginnen. Einige Spieler des früheren Teams sollen an einem Wechsel dorthin interessiert sein. Drei Aufstiege würden in die Landesliga Hammonia führen. Käme es zu einem Duell gegen den ETV - es wäre mehr als nur ein Fußballspiel.