Im Pokal-Skandal will Lotto-Geschäftsführer Spies vermitteln. Die Fußballer sind gesprächsbereit. Die wichtigsten Fragen.

Hamburg. Im großen Pokal-Streit zwischen Mannschaft und Verein beim Eimsbütteler TV könnte sich noch eine Lösung anbahnen. Der Komplettrückzug von Trainer und Spielern beim DFB-Pokalteilnehmer lässt den Sponsor des Hamburger Oddset-Pokals aktiv werden. Siegfried Spies, Geschäftsführer bei Lotto Hamburg, will sich als Schlichter zur Verfügung stellen, denn "der wahre Sieger des Oddset-Pokals soll im DFB-Pokal spielen". Bilal Afrane, erster Vorsitzender der Fußballabteilung, und Kapitän Simon Mensah zeigten sich gesprächsbereit. Präsident Frank Fechner will sich am Wochenende mit den Gremien beraten. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Pokalskandal.

Wie könnte eine Lösung aussehen?

Fechner müsste Vorstand und Aufsichtsrat überzeugen, das Modell einer 50:50-Aufteilung der 110 000 Euro zu verändern. 55 000 Euro könnte die Fußballabteilung mit der zuletzt wieder umstrittenen Genehmigung erhalten, sie komplett für Pokalprämien und den nächsten Saisonetat der Landesliga-Mannschaft auszugeben. Dazu Utensilien wie neue Trainingsanzüge und Bälle im Wert von 7500 Euro. Spieler und Trainer müssten von ihrer ursprünglichen Forderung für neue Utensilien (15 000 Euro) abrücken und zudem akzeptieren, dass der Rest der verbleibenden Gesamtsumme, nämlich 47 500 Euro, ins Kunstrasenprojekt wandert. Verlierer bei diesem Deal wären die Jugendfußballabteilungen des ETV. Diese könnten mit einem Teil der Zuschauereinnahmen aus den Spielen gegen Fürth und im Amateurpokal der nächsten Saison entschädigt werden.

Wie geht es mit dem Team weiter?

Mehrere Möglichkeiten sind denkbar. Gelingt eine Schlichtung, könnten die Ausgetretenen wieder in den ETV eintreten. Da sie Amateurspieler ohne Vertrag sind, wären sie wieder spielberechtigt. Bleibt es beim Austritt zum 30. Juni, drohen den Akteuren Probleme. "Verweigert der Verein die Freigabe, dürfen sie erst am 1. November wieder in Pflichtspielen antreten", sagt HFV-Spielausschussvorsitzender Joachim Dipner. Außer sie werden bei einem anderen Verein als Vertragsspieler angestellt. "Dieser muss dem Spieler dann mindestens 250 Euro netto im Monat zahlen und Sozialabgaben an die Bundesknappschaft abführen", erklärt Dipner. Ein kompletter Wechsel als Gruppe zu einem anderen Verein wäre also schwierig. Angebote soll es dennoch geben. Mittelfeldakteur Atalay Arican: "Einige Vereine wollen uns als zweite Mannschaft aufnehmen, ein Hammonia-Landesligist will uns komplett übernehmen, und viele Jungs besitzen Angebote von Oberligaklubs."

Gibt es Ablösesummen im Hamburger Amateurfußball?

Ja. In der Spielordnung des HFV existiert unter § 8, Punkt 3.2.1. sogar eine Tabelle, die für Wechsel von vertragslosen Spielern genaue Werte festlegt. Ein Landesligaspieler, der zu einem Staffelkonkurrenten wechselt, kostet beispielsweise 2500 Euro, ein Wechsel innerhalb der Kreisklasse 500 Euro. Unterschreibt ein bisher vertragsloser Spieler aber bei einem anderen Verein einen Vertrag (siehe oben), wird keine Ablöse fällig. Bei Vertragsspielern wird um die Ablöse verhandelt. In der Praxis bringt das Probleme mit sich, sagt Curslacks Oberliga-Trainer Torsten Henke, der neulich seinen Torjäger und Amateurspieler Christian Spill an den Bezirksligisten Eintracht Elbmarsch verlor. Laut Tabelle hätte Curslack 3750 Euro erhalten müssen, "aber das haben wir nicht. Wir hätten den Spieler sperren lassen können bis 1. November, doch was bringt uns das? Wir einigten uns gütlich."

Wie viel verdienen Amateurspieler?

Selbst einige Kreisklasse-Vereine entlohnen ihre Spieler. Je höher die Klasse, desto mehr wird in der Regel verdient. Gute Oberligaspieler können auf bis zu 600 Euro netto im Monat kommen. Manchmal gibt es noch Geld oder Jobs von privaten Sponsoren dazu. In der Landesliga werden oftmals 150 Euro monatlich gezahlt, bei gewissen Vereinen mehr. Schwarzgeld soll auch gezahlt werden. "Die heile Amateurfußballwelt ohne Geld ist eine verlogene Vorstellung", sagt ein Insider.

Wie stark wäre eine ETV-"Ersatzmannschaft" im Pokal?

Theoretisch könnte der ETV vertragslose Profis für die Begegnung engagieren. Die reizvolle Vorstellung von Jens Lehmann, Zé Roberto und Torsten Frings im ETV-Trikot wird aber ein Traum bleiben. Die geplante Mischung aus dem ETV II (Kreisliga) und der A-Jugend des ETV wäre als Team so chancenlos wie San Marino gegen die deutsche Nationalmannschaft. Es könnte nur um die Vermeidung eines historischen Debakels gehen.