Doppelvergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 löste eine heftige Debatte aus. Der Präsident kündigt nun eine Task-Force an.

Berlin. Seinen Rücktritt schloss Joseph Blatter kategorisch aus, die Expansionspolitik der Fifa verteidigt er gegen Widerstände – lediglich eine Imagekrise räumte der Präsident des Weltverbandes ein. Nach der Dauerkritik an der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sei es an der Zeit, „in sich zu gehen“, erklärte der Fifa-Boss in einem Interview des Schweizer Wochenmagazins „Die Weltwoche“ (Mittwoch). „Jetzt folgt eine Klausur. Wir können so nicht weitermachen. Wir müssen unser Image verbessern“, betonte der 74-Jährige.

Auch wenn Blatter alle Korruptionsvorwürfe gegen Mitglieder der Exekutive als „Unsinn“ und „uralte Kamellen“ bezeichnete, sagte er: „Wir müssen auch innerhalb der Fifa einiges klarstellen.“ Als ersten Schritt für die Aufbesserung des Rufs plant der Schweizer eine Task Force, die sich mit dem Thema saubere Unternehmensführung beschäftigen soll. Der Weltverband habe nichts zu verbergen. „Wir sind die einzige internationale Sportorganisation, Nichtregierungsorganisationen inbegriffen, die ihre Bücher seriös prüfen lässt, seit ich Präsident bin“, sagte Blatter. Schummeln sei gar nicht möglich: „Alles wird kontrolliert.“

Von der harschen Medienschelte am Zuschlag für die WM-Gastgeber Russland (2018) und Katar (2022) ist allerdings selbst der robuste Walliser nicht unbeeindruckt geblieben. „Ich schlafe immer noch gut. Aber es tropft nicht einfach ab. Wenn der Fifa-Präsident dauernd in Frage gestellt wird, ist das nicht erfreulich“, gab er zu. Für seine Person aber gelte: „Ich brauche keine kugelsichere Weste, habe mir mit den Jahren einen Schutzwall aufgebaut.“ Konsequenzen aber schloss er aus, obwohl selbst seine Familie das Negativimage zu spüren bekomme. Persönlich würde jetzt kein Wechsel für ihn zur Diskussion stehen: „Nein.“

Blatter sieht seine Mission für den Weltfußball noch lange nicht erfüllt. „Wir gehen in die richtige Richtung mit dem Weltfußball. Es ist meine Philosophie, die Expansion des Fußballs voranzutreiben“ betonte der Fifa-Boss. Es gehe ihm nicht um Geld und Macht, sondern die Ausdehnung des Fußballs über die traditionellen Länder hinaus. Nach dem Ja-Wort für die umstrittenen WM-Premieren-Gastgeber Russland und Katar wundert er sich über die Kritik, vor allem aus Europa. „Ich spüre in gewissen Reaktionen tatsächlich ein wenig die Arroganz des Abendlandes christlicher Prägung“, sagte Blatter.

Es stimme nicht, dass die traditionellen Fußball-Nationen bei künftigen WM-Ausschreibungen keine Chance mehr haben würden, „aber die nächste Gebiete, die wir dann erobern müssen, wären China und Indien.“ Blatter sieht sich einmal mehr als Visionär, weit über den Fußball hinaus. „Wenn man etwas über den Tellerrand hinausblickt und sich die Spannungen vor Augen führt, die zwischen der muslimischen und westlichen Welt bestehen, dann ist es doch eine ganz außerordentliche Entscheidung, eine Fußball-WM in den arabischen Raum zu vergeben.“

Die WM-Vergabe sei „zu einem Politikum“ geworden. „Die Staatschefs antichambrieren bei mir, sie haben mich hofiert“, gestand Blatter, „der Fußball ist ein Monstrum geworden, welches von der Fifa zu zähmen ist. Das tun wir, und das tun wir auch gut.“ Trotz der Sperren für die beiden Mitglieder der Exekutive, Amos Adamu (Nigeria) und Reynald Temarii (Tahiti), wegen Verletzung des Ethik-Codes wies er eine Käuflichkeit der internationalen Fußball-Regierung erneut entschieden zurück. „Es gibt keine faulen Eier“, behauptet Blatter mit Hinweis auf die inzwischen geänderte Gesetzeslage und die 2006 aktiv gewordene Ethik-Kommission der Fifa.

„Ich sage es deutlich: Es gibt keine systematische Korruption in der Fifa. Das ist Unsinn. Das ist genauso eine Projektion wie die Behauptung, ich hätte 30 Stimmen gekauft vor zwölf Jahren“, unterstrich Blatter. „Ich kann nur sagen: Die Fifa unternimmt alles, um Fifa-Offizielle, die sich nicht an die Regeln halten, zu sanktionieren.“