Das Mutterland des Fußballs bekam in Zürich nur zwei Stimmen. Putin verteidigt die Fifa, Medwedew verspricht bei der WM 2018 Visa-Freiheit.

Zürich. Sein Blick war leer, der Kopf auf die rechte Hand gestützt. Völlig konsterniert reagierte Prinz William, Präsident des englischen Verbandes FA, auf die Bekanntgabe des WM-Gastgebers 2018 . Russland, und eben nicht England, hatte den europäischen Wettstreit um die Austragung der übernächsten WM gewonnen. Schlimmer noch: Das Mutterland des Fußballs war bereits im ersten Durchgang mit nur zwei Stimmen ausgeschieden. Schon im zweiten Wahlgang erreichte Russland unter den 22 Fifa-Exekutiv-Mitgliedern die erforderliche Mehrheit von 13 Stimmen, deutlich vor Spanien/Portugal (7) und Niederlande/Belgien (2).

"Das ist sehr traurig, ich bin enttäuscht. Mir tut es für die Fans daheim leid", erklärte der Prinz. In den Pubs, wo die Vergabe live verfolgt wurde, herrschte blankes Entsetzen. Großbritanniens Premier David Cameron brachte es auf den Punkt: "Wir hatten die beste Bewerbung, unser Land ist eine leidenschaftliche Fußballnation. Leider hat es nicht geklappt."

War es die Quittung für die holprige englische Bewerbung mit mehreren Pannen? Oder die Rache der alten Herren der Fußball-Weltregierung für die Berichterstattung englischer Blätter, die die Korruption innerhalb der Fifa aufgedeckt hatten? Fragen, auf die jetzt vor allem in England nach Antworten gesucht wird.

Begeisterung löste der russische Triumph dagegen bei Premier Wladimir Putin aus, der eigens zur Siegesfeier noch am Abend nach Zürich flog. "Die Entscheidung zeigt, dass Russland vertrauenswürdig ist, und sagt viel über unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten und unsere politische Stabilität aus", erklärte Putin. Selbst im eisigen Nowosibirsk feierten die Menschen auf der Straße und stießen mit Wodka auf den Erfolg an. "Hurra Sieg", twitterte der russische Präsident Dmitri Medwedew. Alle ausländischen Fans mit Eintrittskarten sollen visafrei einreisen können. 13 Stadien will Russland für die WM neu errichten. Die Kosten werden auf 2,9 Milliarden Euro geschätzt.

Am späten Donnerstagabend verteidigte Putin die Fifa noch einmal gegen Korruptionsvorwürfe. „Leute wurden der Korruption bezichtigt, ohne jeden Grund, ohne Fundament. Das war nur ein Druckmittel gegen die Fifa. Es war inakzeptabel, dass dies in England in die Medien transportiert wurde. Das ist ein Beispiel für unlauteren Wettbewerb“, sagte Putin.

Die Ethik-Kommission der Fifa hatte am 20. Oktober die Exekutivmitglieder Reynald Temarii (Tahiti) und Amas Adamu (Nigeria) suspendiert. Beiden wird vorgeworfen, dass sie ihre Stimmen für die Vergabe der WM 2018 und 2022 feilgeboten hätten. Am 18. November sperrte die Fifa Adamu wegen der Verwicklung in mögliche Manipulationen für drei Jahre, Temarii für ein Jahr.

Die englische Zeitung Sunday Times hatte nach einer Undercover-Recherche ein Video mit belastendem Material gegen die beiden Funktionäre veröffentlicht. Russlands Mitbewerber England war bei der WM-Vergabe schon in der ersten Abstimmungsrunde gescheitert.

Russland habe verstanden, so Putin, dass „wir den Exekutiv-Mitgliedern der FIFA die Möglichkeit geben mussten, die Entscheidung ohne Druck von außen und ganz objektiv fällen zu können“.

Die WM 2018 werde den Erwartungen gerecht werden, sagte Putin: „Die Stadien werden rechtzeitig fertig sein. Wir werden alles tun, um unseren Gästen einen angenehmen und sicheren Aufenthalt zu garantieren.“