Während sich die Fifa wegen der WM-Vergabe 2018 und 2022 verantworten muss, geht es bei der Uefa um die EM 2012 in Polen und der Ukraine.

Nyon/Berlin. Nach dem Fußball-Weltverband (Fifa) ist nun auch die Europäische Fußball-Union (Uefa) mit der Klärung von Bestechlichkeitsvorwürfen gegen Top-Funktionäre beschäftigt. Die Uefa hat einem Zyprer bis Mittwoch Zeit gegeben, seine Anschuldigungen gegen Uefa-Offizielle im Zusammenhang mit der Vergabe der Europameisterschaft 2012 an Polen und die Ukraine zu belegen. Sollten bis dahin keine Beweise vorgelegt werden, behalte man sich rechtliche Schritte vor, teilte die Uefa am Montag mit.

Zuvor hatte Spyros Marangos, ehemaliger Schatzmeister des zyprischen Verbandes, den EM-Zuschlag an Polen und die Ukraine ins Zwielicht gerückt. Eine Anwaltskanzlei aus Limassol, die ukrainische Interessen vertreten habe, habe „mit erheblichen Geldbeträgen“ Mitglieder der Uefa-Exekutive bestochen, behauptete Marangos in einem „Kicker“-Interview: „So kam es zur Entscheidung mit 8:4 Stimmen für die Vergabe an Polen und die Ukraine.“

Die Italiener, die sich ebenfalls um die Ausrichtung des Turniers 2012 beworben hatten, seien „eindeutig betrogen worden“, sagte Marangos. Bereits am Samstag hatte die „Süddeutsche Zeitung“ über die Vorwürfe berichtet. Mindestens vier Mitglieder der Uefa-Exekutive hätten Geld erhalten, so Marangos. „Der Gesamtbetrag ist, wenn wir es ganz genau nehmen, exakt 11 150 000 Euro“, sagte der Zyprer, der drei Zeugen für seine Vorwürfe haben will. Der Uefa warf Marangos vor, sich nicht intensiv genug um eine Klärung der Angelegenheit bemüht zu haben: „Hier soll ganz klar die Sache vertuscht werden.“

Diesen Vorwurf wies der europäische Dachverband von sich. Man habe wiederholt nach Beweisen gefragt. Nach den jüngsten Medienberichten forderte die Uefa „eine Person aus Zypern“ - der Name wurde in der Mitteilung nicht genannt - auf, bis Mittwoch Beweise für diese Anschuldigungen vorzulegen. Sollte dies nicht geschehen, will sich die Uefa gegen diese „diffamierenden Erklärungen“ zur Wehr setzen.

Auch die Fifa muss sich derzeit mit Bestechlichkeitsvorwürfen gegen Funktionäre beschäftigen. Die beiden Exekutivkomitee-Mitglieder Amos Adamu (Nigeria) und Reynald Temarii (Tahiti) sollen bereit gewesen sein, ihre Stimmen bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu verkaufen. Nach einer Anhörung in der Verbandszentrale in Zürich suspendierte die Ethik-Kommission der Fifa gleich sechs Top-Offizielle wegen schwerer Korruptionsvorwürfe.