Das WM-Finale der Springreiter fand ohne deutsche Beteiligung. Gold gewann der Belgier Philippe Le Jeune.

Lexington. Im Finale blieb ihm nur die Rolle des Zuschauers. Von der Tribüne aus musste Carsten-Otto Nagel mitverfolgen, wie sich der Belgier Philippe Le Jeune mit einem souveränen Ritt Gold sicherte - und damit den Weltmeistertitel der Springreiter. Eine "ganz starke Leistung", attestierte Nagel dem Konkurrenten. Die Enttäuschung vom Vortag aber saß noch tief.

Zu nah war der Reiter aus Wedel dem Traum vom großen Finale bei der Reit-WM in Kentucky. Als Fünfter hatte er es denkbar knapp verpasst: Mit nur 0,17 Punkten lag er hinter Abdullah Al Sharbatly aus Saudi Arabien. "Ich bin sehr enttäuscht, der Fehler im ersten Durchgang war überflüssig", sagte Nagel der Nachrichtenagentur sid. Ein Flüchtigkeitsfehler im ersten Durchgang brachte den Vize-Europameister um die erhoffte Einzelmedaille. Als eine Ursache für die Unkonzentriertheit seines Pferdes Corradina benannte Nagel das straffe Programm des Wettbewerbes. "Das ist enorm, was den Pferden hier zugemutet wird."

Im Finale mussten sich aber besonders die Reiter flexibel zeigen. Sie wechselten ihre Pferde durch. Für den neuen Weltmeister Le Jeune stellte das kein Problem dar. "Ich hatte viel Spaß. Ich habe abgewartet, welches Gefühl ich auf dem Rücken der anderen Pferde haben werde", sagte der 50 Jahre alte Belgier. Offenbar die richtige Taktik, konnte er doch Olympiasieger Eric Lamaza (Kanada/Platz 3) und Rodrigo Pessoa (Brasilien/4) im letzten Wettbewerb der Reit-WM bezwingen. Alle neun Runden ohne Abwurf - deutlicher hätte der Sieg nicht sein können. Überraschend sicherte sich Abdullah Al Sharbatly den zweiten Platz. Der erst 28 Jahre alte Araber hatte ausgerechnet mit seinem Pferd Seldana zwei Abwürfe. Besser lief es da mit den Pferden der Konkurrenten: die anschließenden drei Runden konnte er ohne Fehler bewältigen. "Ich wollte mich hier nur für Olympia 2012 qualifizieren", sagte er. "Nun freue ich mich. Das ist ein historischer Moment. Noch nie hat ein Springreiter aus dem Mittleren Osten bei Weltmeisterschaften eine Medaille gewonnen."

Die hätte Carsten-Otto Nagel ebenfalls gern mit nach Hause genommen. Das Mannschafts-Gold dürfte ihn allerdings etwas über die verpasste Chance hinwegtrösten. Auch sonst konnten die deutschen Reiter eine erfolgreiche Bilanz der Weltmeisterschaft ziehen. Bis auf die kriselnde Dressur erfüllten die Reiter letztlich in allen Disziplinen die Erwartungen. Am Ende hatte das Motto Bestand, das auf den Postern in den deutschen Ställen zu lesen war: "Yes we Ken-tucky."

Besonders das erste WM-Teamgold der Springreiter seit 1998 sei dabei hervorzuheben, sagte Reiter-Präsident Breido Graf zu Rantzau. "Wir können alle sehr glücklich sein." Und DOSB-Präsident Thomas Bach, der extra für zwei Tage nach Lexington gereist war, sagte: "Dieses Gold hat international eine Marke gesetzt." Nach Dopingfällen und damit verbundenen Negativschlagzeilen könnte es zudem das Image der Springreiter aufbessern.

Kritik übte der deutsche Verband auch. Allerdings nicht an den eigenen Reitern, sondern an den Gastgebern. Die organisatorischen Pannen im Ablauf und die Überteuerung hätten gezeigt, dass die USA mit der Ausrichtung des Turniers überfordert gewesen seien, sagte zu Rantzau. Weiter führte er es nicht aus. Noch nicht. "Fragen Sie mich lieber erst, wenn ich wieder aus dem Lande bin. Hier laufen viele Menschen mit einem Colt herum."