Das deutsche Dressur-Quartett kassierte eine historische Niederlage: Erstmals seit 1970 gab es bei einer WM kein Gold.

Lexington. So schlecht waren die deutschen Dressurreiter noch nie bei einer WM. Isabell Werth und Co. mussten sich am Dienstag bei der Weltmeisterschaft in Lexington mit Rang drei begnügen. „Das ist natürlich bitter für uns“, sagte Bundestrainer Holger Schmezer. Erstmals triumphierten die Niederländer, lagen am Ende klar vor Großbritannien und Deutschland. Die letzte britische Reiterin entriss dem deutschen Team die fast schon sicher geglaubte Silbermedaille - die in Deutschland geborene Laura Bechtolsheimer mit Mistral.

„Wir mussten damit rechnen“, erklärte der Bundestrainer. „Sie sitzen uns schon länger im Nacken“, sagte er zu den Briten. „Das es nach der langen Dominanz irgendwann vorbeigeht, das muss man auch ertragen können. Die Anderen sind sehr viel besser geworden. Wir sind im Umbruch“, sagte der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Breido Graf zu Rantzau.

Das Ende der deutsche Vorherrschaft in der Dressur ist schon länger zu sehen. Bereits bei den Europameisterschaften vor einem Jahr in Windsor lagen Niederländer und Briten vor den Deutschen. Dennoch war Silber das erklärte Ziel. „Uns fehlt ein überragendes Pferd“, sagte der Bundestrainer:„Die anderen haben das, das muss man neidlos anerkennen.“ Auch Verbands-Generalsekretär Soenke Lauterbach akzeptierte die bronzene Niederlage: „Das ist eben der Sport. Wir haben trotzdem eine tolle Mannschaftsleistung gezeigt. Damit muss man klarkommen und den Anderen gratulieren.“

Nach 36 Jahren gab es erstmals keinen deutschen WM-Sieg. Entsprechend glücklich waren die Niederländer. Sie gewannen erstmals in der Geschichte des Pferdesports Dressur-Gold bei einer WM – obwohl ihre zweitbeste Reiterin disqualifiziert worden war. „Das hat mich nicht wirklich überrascht“, sagte Isabell Werth zum Siegritt des überragenden Edward Gal mit Totilas: „Das war nach den Vorleistungen zu erwarten.“

Die fünfmalige Olympiasiegerin aus Rheinberg lieferte mit ihrem Wallach Warum nicht das beste Ergebnis des deutschen Teams. Nach dem schwachen Auftakt von Anabel Balkenhol (Rosendahl) mit Dablino trugen Christoph Koschel (Hagen a.T.W.) mit Donnperignon und Matthias- Alexander Rath (Kronberg) mit Sterntaler ihren Teil zum deutschen Ergebnis bei. Die Niederlande gewann mit 229,745 Prozentpunkten deutlich vor Briten (224,767) und Deutschen (220,950).

„Die Niederländer sind derzeit das Maß aller Dinge“, sagte Schmezer. Vor allem bei Totilas und Gal erkennt der deutsche Coach neidlos an:„Das Pferd ist einfach imponierend.“ Der Doppel- Europameister sicherte den Niederländern ihr erstes Gold, nachdem seine Kollegin Adelinde Cornelissen ausgeschieden war, weil ihr Pferd Blut im Maul hatte.

Rath hatte vom Pech der vor ihm reitenden Cornelissen nichts mitbekommen und lieferte mit Sterntaler einen sicheren Ritt. „Ich wollte nichts riskieren und ein sicheres Mannschaftsergebnis abliefern“, sagte der Reiter aus Kronberg im Taunus. „Wir haben nichts von Adelinde erzählt“, sagte der Bundestrainer. Der Druck sollte nicht unnötig erhöht werden.