Der Portugiese gewann die zehnte Etappe am Nationalfeiertag der Grande Nation. Die Favoriten bummelten, Andy Schleck fährt weiter in Gelb.

Gap. Sergio Paulinho hat den Franzosen die fest eingeplante Tour-Fete verdorben. Der Portugiese gewann am Nationalfeiertag der Grande Nation die 10. Etappe der Tour de France und ließ traurige Gastgeber zurück. Der 30 Jahre alte Radprofi verwies am Mittwoch nach 179 Kilometern im Ziel in Gap den Weißrussen Wassil Kirjienka, mit dem er sich am letzten Anstieg von einer ursprünglich sechsköpfigen Spitzengruppe gelöst hatte, auf den zweiten Platz. Der RadioShack-Profi aus dem Armstrong-Team feierte seinen ersten Tour-Etappensieg seiner Karriere. Im Gesamtklassement änderte die Etappe, die von den Favoriten zur Bummeltour umfunktioniert wurde, nichts: Jens Voigts Teamkollege Andy Schleck führt weiter mit 41 Sekunden vor Vorjahressieger Alberto Contador, der den Pyrenäen entgegenfiebert. „Für mich ist die Sache einfacher geworden, weil ich jetzt nur noch einen Gegner habe und nicht mehr vier oder fünf“, sagte der Spanier Contador mit Blick auf die am Sonntag beginnenden Pyrenäen-Prüfungen. Das Feld mit den Favoriten erreichten das Ziel mehr als zehn Minuten nach dem Sieger-Duo.

Die enormen Anstrengungen der vorangegangenen drei Alpenetappen, auf denen der weiter unauffällige Lance Armstrong seinen rapiden Absturz erlebt hatte, forderten am Mittwoch ihren Tribut. Dies nutzte eine am Ende erfolgreiche Fluchtgruppe. Am Start in Chambéry hatte Armstrong in der Affäre Landis zum ersten Mal Bereitschaft zur Kooperation mit den gegen ihn ermittelnden US-Behörden signalisiert.

Schon an der ersten von drei Steigungen hatten sich sechs Ausreißer nach 34 Kilometern – wieder mal ohne das bislang blasse Milram-Team – auf den Weg gemacht. Vor allem Maxime Bouet und Pierre Rolland wurden für ihre couragierte Flucht am 14. Juli von Zenhtausenden bejubelt. Der Maximalvorsprung der Ausreißer betrug bei erneuten Backofen-Temperaturen mehr als 13 Minuten.

Schwere Stunden hatte wieder Weltmeister Cadel Evans zu überstehen: Mit einem punktuellen Bruch des Ellenbogens hatte der Australier seine Tour der Leiden fortgesetzt und mit 180 Konkurrenten in Chambéry am Start gestanden. Am Vortag hatte der 33-Jährige in Saint-Jean-de-Maurienne sein Gelbes Trikot verloren.

„Es ist eine kleine, punktuelle Fraktur, die ihn nicht hindert, den Arm zu bewegen oder Rad zu fahren. Der einzige Nachteil: Die Verletzung ist sehr schmerzhaft“, sagte BMC-Teamarzt Max Testa. „Er ist an die menschliche Grenze des Aushaltbaren gegangen. Sobald ein Risiko für seine Gesundheit besteht, werden wir ihn stoppen“, teilte der Mediziner vor dem Start mit. In Gap rollte Evans, mit blauem Tapeband bandagiert, im Hauptfeld ins Ziel.

Die blaue Farbe der Milram-Trikots ist bei dieser Tour weiter nur selten an der Spitze des Pelotons zu sehen. Der vollmundigen Ankündigung, in fast allen Fluchtgruppen vertreten zu sein, konnten Linus Gerdemann und Kollegen bislang nicht gerecht werden. Mehr als der zweite Platz von Topsprinter Gerald Ciolek bei Mark Cavendishs erstem Etappensieg in Montargis sprang vorerst nicht heraus.