Titelverteidiger Alberto Contador ist auch in diesem Jahr der Topfavorit, doch vier Fahrer wollen ihm den Titel streitig machen.

Rotterdam. Alberto Contador (Spanien/27 Jahre): Der Titelverteidiger ist auch in diesem Jahr wieder der Topfavorit, besonders, weil er im Vorjahr auch das Zeitfahren als seine Domäne entdeckte. Seine Saison verlief wunschgemäß, von fünf Rundfahrten gewann er im Frühjahr drei. Einziges kleines Fragezeichen: Wie stark ist seine neue Astana-Mannschaft und wie loyal ist der Rückkehrer Alexander Winokurow? Alle acht Team-Kollegen aus dem Vorjahr wechselten zur Konkurrenz RadioShack unter Lance Armstrong. Kurz vor dem Tour-Start relativierte er seine herausragende Stellung: „Es ist immer das Schwerste zu gewinnen, wenn es alle erwarten.“

Andy Schleck (Luxemburg/25): Andy Schleck, im Vorjahr Zweiter, hat Contador den Kampf angesagt. Dafür müsste das Luxemburger Leichtgewicht den Spanier im Gebirge schlagen. Im Zeitfahren ist ihm Contador haushoch überlegen, und im Vorjahr war er es auch in den Bergen. Viel deutet auf den gleichen Einlauf wie 2009 hin: Contador vor Andy Schleck, der nach einem Sturz im Dezember nur mühsam in die Saison kam. Allerdings steht ein großes Fragezeichen hinter seinem Namen, nachdem bekanntwurde, dass er die Saxo-Bank-Mannschaft von Bjarne Riis in der kommenden Saison mit seinem Bruder Frank verlassen wird.

Ivan Basso (Italien/32): Vier Jahre nach seiner Abberufung vor dem Tour-Start 2006 wegen Doping-Verdachts feiert der frisch gekürte Giro-Sieger sein Tour-Comeback. Wenn er die Leistungen vom Mai wiederholen kann, fährt er mit ums Gelbe Trikot, zumal er ein starkes Team hinter sich weiß. Aber der schwerste Giro seit langen Zeiten könnte Spuren hinterlassen haben. Vielleicht ist Basso, der im Vorjahr aus seiner Dopingsperre zurückkehrte, schon in jeder Beziehung „satt“. Der 2004 gestorbene Marco Pantani war 1998 der letzte Radprofi, der sich über das Double Giro/Tour freuen konnte.

ARMSTRONG WILL CONTADOR-SHOW STÖREN

Lance Armstrong (USA/38): Wahrscheinlich nur er selber glaubt an seinen achten Toursieg. Vieles spricht gegen das „Wunder“, nicht nur sein Alter: Armstrong, der nach seinem Comeback 2009 vorher nie gekannte Schwächen im Zeitfahren und im Hochgebirge zeigte, hat sich nicht verbessert, obwohl seine Formkurve nach einem schwierigen Frühjahr mit Krankheiten und Stürzen nach oben zeigt. Könnte er den dritten Platz vom Vorjahr wiederholen, wäre das fast eine Sensation. Allerdings verfügt er über das wahrscheinlich stärkste Team.

Cadel Evans (Australien/32): Der zweimalige Tour-Zweite will es endlich wissen. Die Chancen sind gestiegen, seit er sich im Vorjahr durch seinen WM-Triumph vom Zauderer zum Angriffsfahrer mauserte. Allerdings steckt ihm auch der Giro in den Knochen, den er als Fünfter beendete. Er hat ein starkes BMC-Team im Rücken.