Der Brite Mark Cavendish setzte sich im Massensprint nach 187,5 km vor Milram-Profi Gerald Ciolek und dem Norweger Edvald Boasson Hagen durch.

Montargis. Der umstrittene Sprint-Spezialist Mark Cavendish hat in der Hitzeschlacht von Montargis kühlen Kopf bewahrt und die fünfte Etappe der Tour de France gewonnen. Der Brite setzte sich im Massensprint nach 187,5 km vor Milram-Profi Gerald Ciolek und dem Norweger Edvald Boasson Hagen durch und feierte damit den lang ersehnten Befreiungsschlag. Auf dem Weg zu seinem vierten Saisonsieg machten Cavendish und dem Peloton vor allem die Temperaturen von über 35 Grad zu schaffen.

Die Favoriten ließen es deshalb erneut ruhig angehen. Der Schweizer Fabian Cancellara hatte keine Probleme, sein Gelbes Trikot erfolgreich zu verteidigen. Der Zeitfahr-Weltmeister liegt weiter 23 Sekunden vor dem Briten Geraint Thomas und 39 vor Cadel Evans. Toursieger Alberto Contador (1:40) bleibt Gesamtneunter, Lance Armstrong (2:30) liegt auf Platz 18.

15 DEUTSCHE FAHRER

Drei Ausreißer hatten die Etappe lange bestimmt und einen Vorsprung von beinahe sechs Minuten herausgefahren. Vier Kilometer vor dem Ziel wurden Jurgen van de Walle, Jose Ivan Gutierrez und Julian El Fares jedoch vom Feld gestellt und das Sprint-Spektakel begann.

Das Finale wurde Cavendish von Anfahrer Mark Renshaw mustergültig vorbereitet. Der Star von der Isle of Man musste sich am Vortag noch heftige Kritik von Lehrmeister Erik Zabel gefallen lassen, da er im Sprintfinale frühzeitig die Beine hochgenommen hatte.

Nichts zu holen gab es für den zweimaligen Etappensieger Alessandro Petacchi . Der Italiener belegte lediglich Platz acht, hat seine Pflicht aber ohnehin schon erfüllt. «Viele haben gesagt, dass ich ein alter Mann bin. Na und, ich habe gezeigt, dass ich auch in meinem Alter gegen alle bestehen kann», tönte der Lampre-Profi und ergänzte: «Ich könnte jetzt schon nach Hause fahren. Ich habe Großartiges geschafft.»

Für Aufsehen sorgte auch der sich inzwischen im Ruhestand befindende Rudy Pevenage. Vier Jahre nach dem Fuentes-Skandal brach der Mentor von Jan Ullrich sein Schweigen. Der Belgier gab zu, Reisen für seinen Schützling zum spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes organisiert zu haben, bestritt aber, jemals Dopingmittel beschafft zu haben.

In einem Interview mit der Sporttageszeitung L'Equipe ließ Pevenage allerdings durchblicken, dass Ullrich bei seinem Tour-Sieg 1997 möglicherweise gedopt gewesen sein könnte. Der frühere Telekom-Profi Bjarne Riis hatte bereits 2007 gestanden, bei seinem Sieg 1996 Epo genutzt zu haben.

Pevenage betonte nun, dass das Team Telekom nach 1998 komplett sauber fuhr. «Nach dem Festina-Skandal haben wir alles gestoppt», sagte Pevenage. Doch langsam merkte man, dass man insbesondere italienischen und spanischen Mannschaften hinterherfuhr.

Folglich stellte Pevenage Kontakt zu Fuentes her. «Ich habe nie verbotene Substanzen ge- oder verkauft. Ich habe nur die Reisen von Jan nach Madrid zu Fuentes organsiert», sagte der ehemalige Sportliche Leiter des Teams Telekom. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel im Januar vergangenen Jahres, der sich auf Ermittlungen des Bundeskriminalamts bezog, war Ullrich zwischen 2003 und 2006 insgesamt 24-mal bei Fuentes.

Nur durch eine Unachtsamkeit sei man ihm auf die Schliche gekommen. Nach Ullrichs Etappensieg beim Giro d'Italia 2006 habe er sein eigenes Handy benutzt, um Fuentes von dem Erfolg zu berichten. Zuvor hatte der Belgier stets eine Pre Paid Karte für diese Anrufe verwendet: «Fuentes' Telefon war angezapft und meine Nummer erschien. Somit waren wir enttarnt.»

Ungeachtet von Pevenages Aussagen rollt das Peloton auch am Freitag wieder durch Frankreich. Die Sprinter dürfen erneut auf eine Massenankunft hoffen. Zwar ist die sechste Etappe über 227,5 km von Montargis nach Gueugnon deutlich profilierter, doch die vier zu bewältigenden Hügel wurden lediglich der vierten Kategorie zugeordnet. Die ersten Bergetappen stehen am Samstag und Sonntag auf dem Programm.