Mario Gomez schoss den Rekordmeister gegen Real Madrid kurz vor Schluss zum Sieg. Riberys Führung glich Özil für die Königlichen aus.

München. Vamos FC Bayern! Nach dem zwölften Königsklassen- Treffer von Mario Gomez beim 2:1 (1:0) gegen Real Madrid müssen die Münchner nur noch einmal über sich hinauswachsen, um sich den Traum vom Heimfinale in der Champions League zu erfüllen. Der brillante Franck Ribéry hatte am Dienstagabend in einem hochklassigen Halbfinale in der 17. Spielminute die Führung erzielt. Der Schock kam kurz nach der Pause, als ausgerechnet der deutsche Nationalspieler Mesut Özil (53.) für die Königlichen ausgleichen konnte. Nach einer Vorlage von Philipp Lahm ließ Gomez (90.) die 66 000 begeisterten Zuschauer in der Münchner Arena jubeln und bescherte eine gute Ausgangslage für den entscheidenden Showdown am 25. April.

„Ich denke, insgesamt war das sehr verdient. Wir haben es am Ende geschickt über die Runden gebracht“, meinte ein glücklicher Jupp Heynckes. Wie der Bayern-Coach hatte Gomez ebenfalls wenig zu bemängeln: „Wir haben das heute sehr, sehr gut gemacht bis auf zehn Minuten nach der Halbzeit. In der 90. Minute das Siegtor zu machen, das freut einen.“ Trotzdem gab sich Özil auf Madrider Seite vollends vom Finaleinzug überzeugt: „Ich denke positiv: Zu Hause gewinnen wir das Spiel. Wir sehen uns wieder in München.“

FR7 statt CR7 – im Schaulaufen der Weltstars auf höchstem Niveau gab Ribéry im Vergleich mit dem Portugiesen Cristiano Ronaldo insgesamt den Ton an. Nachdem er sich 2010 mit einer Roten Karte im Halbfinale gegen Lyon selbst den Finaleinsatz gegen Inter Mailand (0:2) vermasselt hatte, brillierte der Franzose auf der großen Bühne und erzielte im 29. Champions-League-Spiel sein zehntes Tor.

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Doch kurz nach der Pause war der insgesamt blasse Cristiano Ronaldo da und bereitete den Ausgleich durch Özil beim Münchner Sekundenschlaf vor. Gomez sorgte dann für den neunten Erfolg im zehnten Königsklassen-Heimspiel gegen die Madrilenen. „Allein mit einem Sieg nach Madrid zu fahren, ist schon eine ganz andere Situation“, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, „das ist für Real natürlich schwierig. Sie müssen offensiver spielen.“

Für die gewünschte defensive Organisation setzte Heynckes erstmals seit Bastian Schweinsteigers Schlüsselbeinbruch gegen den SSC Neapel (3:2) Anfang November in der Königsklasse wieder von Beginn an auf die „Riesen-Erfahrung“ des 27-Jährigen. Der Mittelfeld-Stratege stellte in dem einstündigen Einsatz aufsteigende Form unter Beweis, ließ aber die letzte Sicherheit vermissen.

So leitete Schweinsteiger die erste Großchance von Real ein. Den Fehlpass in der siebten Minute fing der umsichtige Sami Khedira ab, Özil steckte auf den überragenden Karim Benzema durch. Den Schuss des Franzosen konnte Nationaltorwart Manuel Neuer mit seiner ersten Parade über die Latte lenken.

In der Real-Angriffsmaschine bestach neben dem immer gefährlichen Stürmer Benzema vor allem Özil mit seinen feinen Dribblings. Die Bayern zeigten sich in der Defensive bei aller Ballsicherheit des Gegner jedoch in der ersten Halbzeit aufmerksam und konzentriert.

Nach einer Viertelstunde wurden die Münchner mutiger – und der überragende Ribéry sorgte für Gefahr. Bei seinem ersten Vorstoß in den Real-Strafraum hätte sich der neunmalige Königsklassen-Sieger nicht über einen Strafstoß beschweren dürfen, da Sergio Ramos den Franzosen am Trikot zog. Howard Webb ließ jedoch weiterspielen. Der britische Referee sorgte mit einem Gelbfestival dafür, dass sieben Bayernspieler bei einer weiteren Verwarnung im Rückspiel für das Finale am 19. Mai gesperrt wären.

Nur zwei Minuten später handelte der vom couragierten David Alaba abgeschirmte Ribéry nach einer Ecke von Toni Kroos gedankenschnell und donnerte eine verunglückte Abwehr von Ramos aus neun Metern ins Netz. Uli Hoeneß sprang auf der Tribüne begeistert auf und jubelte mit einer Klatschpappe in der Hand.

Auch die Organisation in der Verteidigung dürfte dem Bayern-Präsidenten zunächst gefallen haben. Trotz der Euphorie nach der erhofften Führung überdrehte der deutsche Rekordmeister nicht und hielt die defensive Stabilität. Real zeigte sich beeindruckt, Gomez (40.) zwang Keeper Iker Casillas zu einer Glanzparade. „Die Bayern machen es sehr, sehr gut“, urteilte Bundestrainer Joachim Löw im Duell zweier Teams auf „hohem Niveau. Man spürt, dass zu jeder Zeit auf beiden Seiten etwas passieren kann.“

Wie vom Nationalcoach erwartet blieb die Partie auch nach der Pause hochklassig – und brachte den Schock für die Bayern. Zunächst schob Cristiano Ronaldo den Ball fahrlässig in die Beine von Neuer, doch die Münchner konnten nicht klären. Nach dem Schussversuch von Benzema legte Cristiano Ronaldo auf Özil ab, der seinem früheren Schalker Teamkollegen Neuer aus kurzer Distanz keine Chance ließ.

Mit dem offensiven Wechsel von Thomas Müller für Schweinsteiger ging Heynckes auf Sieg, sein Gegenüber José Mourinho brachte hingegen für Özil den defensiveren Marcelo (69.). Nachdem Nationalstürmer Gomez zweimal per Kopf (73./86.) den Siegtreffer für Bayern verpasst hatte, sorgte er eiskalt für das 2:1 und verwandelte die Münchner Arena in ein Tollhaus. „Diesmal habe ich Mario endlich mal gefunden, seit langer Zeit mal wieder“, meinte Lahm, „jetzt muss in Madrid der Gegner ein bisschen kommen, das spielt uns natürlich in die Karten.“

FC Bayern München - Real Madrid 2:1 (1:0)

München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Luiz Gustavo, Schweinsteiger (61. Thomas Müller) - Robben, Toni Kroos, Ribery - Gomez. - Trainer: Heynckes

Real: Casillas - Arbeloa, Pepe, Ramos, Coentrao - Alonso, Khedira - Di Maria (80. Granero), Özil (69. Marcelo), Ronaldo - Benzema (84. Higuain). - Trainer: Mourinho

Schiedsrichter: Howard Webb (Rotherham)

Tore: 1:0 Ribery (17.), 1:1 Özil (53.), 2:1 Gomez (90.)

Zuschauer: 66.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Badstuber, Schweinsteiger, Ribery - Alonso, Özil, Benzema

Gelbe Karten: Badstuber (2), Robben, Lahm (2) - Alonso (4), Coentrao (2), Di Maria, Ramos (2), Higuain (2), Marcelo

Torschüsse: 15:13

Ecken: 6:4

Ballbesitz: 53:47 Prozent