Ermittlungen und Festnahmen: Fünf Jahre nach dem Fall Hoyzer wird die Fußball-Welt wieder von einem Wettskandal erschüttert.

Bochum. Vom neuen Wettskandal im europäischen Fußball ist auch Deutschland betroffen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum besteht konkreter Verdacht, dass vier Spiele der 2. Bundesliga, drei Spiele der 3. Liga und 18 Partien der Regionalligen, fünf Spiele der Oberligen sowie zwei U19-Begegnungen manipuliert wurden.

Insgesamt sollen etwa 200 Spiele in neun Ländern betroffen sein. Neben Deutschland sind dies Belgien, die Schweiz, Kroatien, Slowenien, die Türkei, Ungarn, Bosnien-Herzegowina und Österreich. Hinzu kommen mindestens drei Champions-League- und zwölf Europa-League-Spiele sowie ein Qualifikationsspiel zur U21-EM. Die Tätergruppe soll Wettgewinne in Höhe von mehreren Millionen Euro bei europäischen und asiatischen Wettanbietern erzielt haben. In Deutschland wurden am Donnerstag 15 Haftbefehle vollstreckt. Mehr als 50 Durchsuchungsbeschlüsse in sechs deutschen Bundesländern sowie der Schweiz, Österreich und Großbritannien wurden vollzogen. Zwei weitere Festnahmen erfolgten in der Schweiz. Es wurden Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von mehr als einer Million gesichert. SID tl dk

Konkrete Verdächtigungen gibt es gegen den Fußball-Regionalligist SSV Ulm 1846. Der Verein hat in diesem Zusammenhang volle Kooperation mit der zuständigen Staatsanwaltschaft Bochum zugesagt. „Wir wollen eine schnellstmögliche Aufdeckung des Falls“, sagte Markus Lösch, der Geschäftsführer des SSV Ulm 1846 Fußball e.V.. „Wir stellen uns absolut zur Verfügung.“ Der Verein fordere Akteneinsicht, um sich ein Bild machen zu können, und hoffe dabei „auf Fakten“. Er wisse bislang nichts Konkretes.

Lösch sagte, der Verdacht, dass der SSV Ulm 1846 in den neuen Wettskandal verwickelt sein könnte, habe ihn „überrascht und geschockt“. Er habe davon im Videotext erfahren. Der ehemalige Profi von Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Nürnberg, den Stuttgarter Kickers und von Eintracht Trier versicherte, er könne sich nicht vorstellen, dass Ulmer Spieler manipuliert haben sollten. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte berichtet, zu den angeblich manipulierten Partien gehöre auch das Testspiel der Schwaben am 14. Juli gegen Fenerbahce Istanbul. Der von Christoph Daum trainierte türkische Spitzenclub hatte 5:0 gewonnen. „Wir hätten auch noch höher verlieren können“, sagte Lösch zu dem eigentlich standesgemäßen Sieg der vier Klassen höher spielenden Istanbuler. „Mir ist bei der Partie überhaupt nichts Verdächtiges aufgefallen.“ Laut „Süddeutsche Zeitung“ haben sich aus den Unterlagen der Ermittler der Verdacht ergeben, dass „bislang unbekannte“ Ulmer Spieler für ihre Bereitschaft zu verlieren einen niedrigen fünfstelligen Betrag erhalten hätten.