Mindestens neun Top-Ligen, darunter auch in Deutschland, werden auf Manipulationen untersucht. Die Ermittlungen laufen.

Berlin/Bochum. Deutschland und dem internationalen Fußball droht ein Wettskandal ungeahnten Ausmaßes. Wie der SID aus sicherer Quelle erfuhr, werden Spiele in mindestens neun Top-Ligen, darunter auch in Deutschland, auf Manipulationen untersucht. Neben Deutschland sind unter anderem Österreich, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Ungarn, Slowenien, die Schweiz und die Türkei betroffen.

Die Staatsanwaltschaft Bochum gab bekannt, dass im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen eine international agierende Bande „eine Vielzahl von Durchsuchungen und Festnahmen im gesamten Bundesgebiet sowie im Ausland“ vorgenommen worden seien.

Der Bande werden „fortgesetzte, gewerbsmäßige Wettbetrügereien“ zur Last gelegt. Die Beschuldigten seien verdächtig, Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus hochrangigen europäischen Fußball-Ligen gegen Geldzahlungen veranlasst zu haben, den Ausgang von Spielen im Sinne der Bande zu manipulieren, und diese Situation zu Wettbetrügereien ausgenutzt zu haben. Harald Stenger, Mediendirekor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sagte: „Die UEFA- und DFB-Frühwarnsysteme für die Überwachung des Wettmarktes haben keinerlei Erkenntnisse über Spielmanipulationen in Deutschland geliefert. Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum können wir keinen Kommentar abgeben, da uns die Ermittlungsergebnisse bisher nicht bekannt sind.“ Nach Informationen der Berliner Morgenpost sollen Erstligaspiele in der Türkei in großem Stil manipuliert worden sein. Die Drahtzieher agierten angeblich von Deutschland aus, der Kopf der Bande soll aus Berlin stammen. Er war bereits im Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer Ende 2004 in Erscheinung getreten.

Nach Informationen der Morgenpost seien am Donnerstagmorgen fünf Haftbefehle vollstreckt worden. In dem Verfahren würde insgesamt gegen 100 Tatverdächtige ermittelt, berichtete die Zeitung und berief sich auf Sicherheitskreise in der Hauptstadt. Angeblich seien in Deutschland Wetten mit zum Teil sehr hohen Beträgen auf die manipulierten Spiele in der Türkei abgeschlossen worden. Die Staatsanwaltschaft Bochum will sich am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz (ab 14.00 Uhr) detailliert äußern. Auch ein Vertreter der Europäischen Fußball-Union (UEFA), die an den Ermittlungen beteiligt war, soll anwesend sein.

Beim Fußball-Regionalligisten Goslarer SC hat es einem Zeitungsbericht zufolge unterdessen einen Bestechungsversuch gegeben. Wie die „Goslarsche Zeitung“ (Freitagsausgabe) meldete, bot ein Unbekannter dem Torwart des Vereins 1500 Euro an, wenn er dazu beitrage, dass der Goslarer SC das Spiel am Samstag gegen den SV Wilhelmshaven verliert. Der Spieler habe den Verein informiert, dieser habe sofort die Polizei und den Deutschen Fußball-Bund eingeschaltet. Die Ermittlungen laufen.