Auch zwei Bundesliga-Spiele im Visier. Kanadischer Journalist Declan Hill ist heute zu Gast bei “Beckmann“ (22.45 Uhr, ARD).

/. Drei Jahre nach dem Skandal um Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer haben erneute Manipulationsvorwürfe den deutschen Fußball in einen Alarmzustand versetzt. Die Spitzen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) streben eine rasche Aufklärung der Vorwürfe an, wonach zwei Bundesliga-Spiele sowie das Achtelfinale der WM 2006 zwischen Ghana und Brasilien manipuliert worden sein sollen.

"Man muss die Berichte ernst nehmen. Wir haben die Fifa unterrichtet, weil sie für die WM zuständig ist", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger der "Bild am Sonntag" und reagierte damit auf das "Spiegel"-Interview des kanadischen Journalisten Declan Hill, der heute in der ARD-Sendung "Beckmann" (22.45 Uhr) zu Gast sein wird.

Nach Informationen des "Spiegel" stehen die Bundesliga-Begegnung Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern vom 26. November 2005 (5:1) und das Zweitliga-Spiel Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen vom 7. August 2005 (2:0) unter Manipulationsverdacht. "Unser Frühwarnsystem Sportradar soll die beiden fraglichen Begegnungen noch einmal analysieren und auf Auffälligkeiten prüfen. Der DFB-Kontrollausschuss wird nach Auswertung des Materials entscheiden, ob er ermittelt", erklärte Zwanziger.

Noch haben der DFB und die DFL aber keine Anhaltspunkte dafür, dass die Begegnungen manipuliert wurden. "Es ist gut, dass Dinge auf den Tisch kommen, aber im Augenblick sind es nicht mehr als Verdachtsmomente", sagte Ligaverbandspräsident Reinhard Rauball, der gemeinsam mit dem DFB die Strafverfolgungsbehörden einschalten will, wenn die es wünschen.

Im Zentrum der Recherche von Hill steht der Malaysier William Bee Wah Lim, der im Juni 2007 vom Frankfurter Landgericht wegen versuchter Manipulation von Spielen der Regionalliga sowie der ersten österreichischen Liga zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt wurde. Die nun auffälligen Spiele waren nicht Gegenstand des Prozesses.

Nach Hills Informationen setzte Lim bei asiatischen Buchmachern auf die Niederlage des FCK in Hannover 2,8 Millionen Euro. Lim soll so rund 2,2 Millionen Euro verdient haben. Vor dem KSC-Spiel gegen Siegen setzte Lim annähernd vier Millionen Euro auf einen Heimsieg.

Lim, der nach seiner Verurteilung Anfang Juni 2007 gegen Meldeauflagen und eine Kaution in Höhe von 40 000 Euro freigelassen wurde, ist im Ausland untergetaucht. Gegen ihn besteht deshalb in Deutschland seit Mitte Januar ein Haftbefehl. Alle Spieler, deren Verbindungen zu dem Wettpaten der "Spiegel" offenlegt, beteuern ihre Unschuld.

Auch der frühere FCK-Trainer Wolfgang Wolf hält nichts von den Vorwürfen. "Ich glaube an die Unschuld der Spieler", sagte der Coach. Auch die Siegener haben die Vorwürfe zurückgewiesen. "Das ist in Spielerkreisen nie ein Thema gewesen, und ich kann mich auch an keinerlei Auffälligkeiten erinnern", sagte Peter Nemeth, der damals auf dem Platz stand und heute Trainer des in die fünfte Liga abgestürzten Klubs ist.

Eventuelle Sanktionen hinsichtlich des WM-Achtelfinales zwischen Brasilien und Ghana (3:0), das von einem asiatischen Wettsyndikat verschoben worden sein soll, muss die Fifa aussprechen. Laut Hill setzten die Zocker darauf, dass Ghana mit mindestens zwei Toren Differenz verliert. Laut den Recherchen Hills, der für sein Buch "Sichere Siege" drei Jahre lang den Verbindungen der Wettmafia nachgegangen ist, soll Ghanas früherer Nationaltorwart Abukari Damba der Verbindungsmann zwischen einem Wettpaten aus Bangkok und anderen Spielern der ghanaischen Mannschaft gewesen sein.

Dietmar Demuth, Kenner des ghanaischen Fußballs und 2004 Trainer von Ashanti Gold, kann sich zwar "alles vorstellen" und weiß auch von "Korruption in der ghanaischen Liga". Aber, so der heutige Coach des Regionalligisten Babelsberg zum Abendblatt: "Wenn man das WM-Spiel gesehen hat, dann deutet keine Szene auf Manipulation hin. Da hat keiner absichtlich über den Ball gehauen. Das müssten schon sehr gute Schauspieler sein. Außerdem haben sie für ihr Land gespielt, das ist etwas ganz anderes als Spiele in der eigenen Liga. Da sollte man mit Vorwürfen sehr vorsichtig sein."