Da der HSV mit einem Punkt Vorsprung in das Duell geht und Heimvorteil hat, glauben die meisten Experten an den ersten Titelgewinn der Hamburger.

Hamburg. Mega-Show, Giganten-Treff, Elefanten-Tanz - das Spitzenspiel in der Bundesliga zwischen dem Tabellenführer HSV Hamburg und Titelverteidiger THW Kiel elektrisiert die Handball-Fans. Wenn am Sonnabend (16.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) der Anpfiff zum „Spiel der Spiele“ (Bundestrainer Heiner Brand) ertönt, will der HSV Hamburg die Wachablösung im deutschen Handball vollziehen. Weil der HSV mit einem Punkt Vorsprung in das Duell geht und zudem Heimvorteil hat, glauben die meisten Experten an den ersten Titelgewinn der Hanseaten. Expertenmeinung hin, Statistiken her – Brand bringt es auf den Punkt: „Wer dieses Spiel gewinnt, ist Meister.“

Seit Jahren lechzt das Team von Trainer Martin Schwalb nach dem ersten Meistertitel. Zweimal hat es bislang zum Vize gereicht (2007,2009), jetzt soll endlich die Schale her. „Wir sind dran“, meint HSV- Sportdirektor Christian Fitzek. Bislang hat der Rekordmeister aus Kiel den ehrgeizigen Hanseaten stets eine lange Nase gedreht. Damit soll Schluss sein, fordert HSV-Präsident Andreas Rudolph.

13296 Zuschauer in der seit Monaten ausverkauften O2-Arena von Hamburg werden den Sporttempel drei Spieltage vor Saisonende in ein Tollhaus verwandeln. Die mit einem Jahresetat von jeweils 7,5 Millionen Euro ausgestatten Top- Clubs sind die potentesten, die schlagkräftigsten der Liga. „In diesem Match kämpft Goliath gegen Goliath“, versichert Fitzek. Sein Kieler Kollege, Manager Uli Derad, pflichtet ihm bei: „Das ist das Spiel, das die Handball-Welt bewegt.“

HSV-PRÄSIDENT RUDOLPH IM INTERVIEW

Horst Bredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), glaubt an ein enges Match: „Der HSV spielt zu Hause, aber der Druck ist groß für die Hamburger. Die Kieler sind erfahrener, können besser mit Druck umgehen. Dennoch sehe ich den HSV mit 51:49 Prozent vorn.“ Die Statistik spricht jedoch eine andere Sprache: Von 15 Bundesliga-Duellen gewannen die Kieler neun, der HSV lediglich zwei. Einschließlich DHB-Pokal, Supercup und EHF-Champions Trophy steht die Bilanz bei 13:4 Erfolgen für den THW.

Die Schale hat für den HSV, der einst die Bundesliga-Lizenz des VfL Bad Schwartau übernahm und 2002 nach Hamburg übersiedelte, eine größere Bedeutung als selbst der Champions-League-Pott. „Die Meisterschaft in der besten Handball-Liga der Welt ist der höchste Titel, den wir erringen können“, verriet Präsident Rudolph dem „Hamburger Abendblatt“ (Freitag).

Schließlich soll Mäzen Rudolph seit Amtsübernahme Ende 2004 rund 20 Millionen Euro in den einst insolventen Verein gepumpt haben. Jetzt will er endlich die Ernte einfahren und sich vom Trauma THW Kiel befreien. Denn egal, wie der HSV in den vergangenen Jahren auch rannte, kämpfte und siegte – am Ende war immer Kiel Meister: 2005,2006, 2007, 2008, 2009...

Für die Kieler ist der Meisterschaftsknaller im Gegensatz zu den Hamburgern nur ein Höhepunkt. Sieben Tage später müssen sie im Champions-League-Halbfinale gegen Cup-Verteidiger BM Ciudad Real ran, jenes Team, das den HSV aus dem Wettbewerb katapultiert hat. „Bei uns geht es Schlag auf Schlag. Aber es ist doch schön, wenn man viele Titelchancen hat“, sagt Trainer Alfred Gislason und bangt um seine stärkste Formation. Während beim HSV alle Mann an Deck sind, fällt beim THW Kim Andersson aus, auch um Rückraum-Kanonier Momir Ilic (Kreuzbanddehnung) steht es nicht gut.