Kiel. Alfred Gislason, 50, ist keiner, der Ausreden sucht. "Wir haben eine starke Mannschaft, egal, wer am Sonnabend für uns antritt." Dabei hätte der Trainer des THW Kiel durchaus Grund zum Klagen. Der Schwede Kim Andersson fällt nach einer Knieoperation aus. Der Einsatz des Serben Momor Ilic (Überdehnung des linken Kreuzbandes) ist nach dem gestrigen Training wieder unwahrscheinlicher geworden, er kann derzeit nur geradeaus laufen. Und der Tscheche Filip Jicha wird nach überstandener Wadenverletzung zwar spielen können, aber wohl kaum mehr als 30 bis 40 Minuten. "Jeder Ausfall schmerzt", sagte der Isländer, "doch unser Kader ist gut genug besetzt." Mit Daniel Narcisse, Aron Palmarsson, Börge Lund oder Christian Zeitz habe Kiel eine ganze Handvoll weiterer Weltklassespieler für den Rückraum im Kader. Gislason: "Wir sind auf alle Personalkonstellationen vorbereitet."

Auch THW-Geschäftsführer Ulrich Derad, 44, glaubt nicht, dass der Ausgang des Spitzenspiels vom Mitwirken des einen oder anderen Profis abhängt. "Viel wichtiger wird am Ende sein, wie beide Mannschaft mit der außergewöhnlichen Situation umgehen." Und da wähnen sich die Kieler im Vorteil, weil der Beweisdruck auf dem HSV laste: Die Hamburger sind Tabellenführer, ihre Fans erwarten in eigener Halle einen Sieg, und sie waren noch nie deutscher Meister. Das seien drei Faktoren, die dem Titelverteidiger in den 60 Minuten in die Hände spielen könnten.

Für HSV-Sportchef Christian Fitzek, 49, bleiben alle diese Argumente Kaffeesatz-Leserei: "Letztlich wird das Spiel entscheiden, wer den besseren Torhüter hat, wer weniger Fehler macht, wer seine Chancen besser nutzt, und wer in der Phase so von der 50. Minute an physisch und psychisch die größeren Reserven hat."