Aber die Fans bleiben dem HSV trotz der Preiserhöhung treu. Denn im Vergleich sind die Tickets weiterhin nicht überteuert.

Hamburg. Den Brief seines Lieblingsvereins hatte Frank Moeller schon erwartet. Was er dort lesen konnte, überraschte den Vorsitzenden des Fanklubs Intensiv HSV Handball dann aber doch. Ein Preisvorteil von bis zu 202,50 Euro sei drin, wenn er jetzt von seinem Vorkaufsrecht einer Dauerkarte für die nächste Bundesligasaison Gebrauch mache. Eine Ersparnis entdeckte Moeller nicht. Er konnte nur feststellen, dass sich der Preis seines Abonnements im Vergleich zur laufenden Saison um mehr als 20 Euro verteuert hatte.

"Wir haben alle erst mal den Kopf geschüttelt", sagt Moeller. Natürlich hat er am Ende die Bestellung rausgeschickt, so wie all die anderen in seinem Fanklub. "Wir sind ja treue Anhänger. Aber wir denken uns unseren Teil."

Seit fünf Jahren besucht Moeller regelmäßig die Heimspiele des deutschen Pokalsiegers, der heute die HSG Wetzlar empfängt (20.15 Uhr, O2 World Hamburg). Einen derart drastischen Preisanstieg hat er noch nie erlebt. Vor allem seine treuen Anhänger lässt der HSV deutlich tiefer in die Tasche greifen. So kostet die Dauerkarte für den Fanblock statt bisher 109 künftig 135 Euro, ein Aufschlag von 23,9 Prozent. Ähnlich kräftig langt der Klub in der einfachen Kategorie 5 hin: der Preis zieht um 22,8 Prozent von 158 auf 194 Euro an. Kategorie 4 (269 statt 238 Euro) verteuerte sich um 13 Prozent.

Die oberen Kategorien kamen vergleichsweise glimpflich davon. Für ein Saisonticket in der Kategorie 1 müssen statt bisher 563 nun 599 Euro aufgebracht werden, was einem Anstieg um lediglich 6,4 Prozent entspricht. "Wir waren in den unteren Preissegmenten sehr günstig und wollten für eine Angleichung sorgen", sagt Vizepräsident Dierk Schmäschke. Im Übrigen sei die Erhöhung vorher angekündigt worden.

Die Anhängerschaft reagiert zwar mürrisch, aber noch herrscht Ruhe auf den nicht mehr so billigen Plätzen. "Die Preiserhöhung ist zwar bedauerlich, aber im Vergleich zu anderen Bundesligaklubs ist der HSV noch einer der günstigsten", weiß Lutz Hauser, Vorsitzender des mitgliederstärksten Fanklubs Störtebeker. Tatsächlich erhält man beim THW Kiel für 135 Euro nicht einmal einen Stehplatz. Er kostet 160 Euro - sofern man eins der begehrten Tickets erhält. Auch bei den Rhein-Neckar Löwen ist für 127,40 Euro inklusive Frühbucherrabatt nur ein Stehplatz drin. Hauser ist kein Dauerkarteninhaber bekannt, der sein Abonnement des Preises wegen verfallen lässt.

6500 Stammkunden hat der Tabellenführer inzwischen und neuerdings den Branchenprimus THW Kiel auch in der Zuschauergunst überholt. Die garantierte Einnahme gibt dem HSV eine gewisse Planungssicherheit. Allerdings entspricht jede Dauerkarte mehr 17 möglichen Einzeltickets weniger – und engt den finanziellen Spielraum nach oben ein. Viele Fußball-Bundesligisten haben aus diesem Grund ihren Dauerkartenbestand begrenzt. „Eine solche Deckelung planen wir nicht“, sagt Schmäschke. Ziel sei eine weitere Steigerung der Dauerkarten auf 7000 bis 8000. Viel mehr sollten es aber nicht werden, um immer wieder neues, junges Publikum heranzuführen.

Frank Moellers Familie ist beim HSV auch dabei. Die Nähe der Fans zum Verein sei in Hamburg eine Ausnahme, sagt er. Dass er seine Sympathien wegen einer Preiserhöhung aufgibt, kann er sich schwer vorstellen: "So wie es im Moment läuft, müsste die Schmerzgrenze ziemlich hoch liegen."