Teil 8 unserer Sommerserie führt zu einem Koch mit schnellen Schuhen

Lüneburg. Früher stand tägliches Ausdauertraining auf seinem Stundenplan, heute büffelt der ehemalige Läufer der irischen Nationalmannschaft, Alan Clarke, Deutsch-Vokabeln. Der Liebe wegen kam Clarke vor zwei Jahren nach Lüneburg. Und ohne zu zögern antwortet der 31-Jährige auf die Frage, was er denn am meisten an der Salzstadt liebt: "Meine Freundin Svea und meine Tochter Scarlett".

Mit seiner Familie erkundet er Lüneburg und seine Umgebung am liebsten per Fahrrad. "Wir sind viel in der Natur unterwegs", sagt Clarke. Nach jahrelanger Pause hat der ehemalige Leistungssportler jetzt auch wieder mit dem Laufen begonnen. Seit rund drei Monaten trainiert er bei der Lüneburger Sportvereinigung (LSV) in Kaltenmoor.

"Meine Zeiten sind allerdings noch so schlecht, dass es mir fast peinlich ist", sagt Clarke, rückt dann aber doch mit der Sprache raus. "Rund 20 Minuten brauche ich für fünf Kilometer, und eine Dreiviertelstunde für zehn Kilometer." Zu Bestzeiten sei er zehn Kilometer in 28 Minuten gelaufen, habe für eine Fünf-Kilometer-Strecke 13,5 Minuten gebraucht.

Seine größten Erfolge waren ein vierter Platz bei den Europameisterschaften - da war Clarke gerade 18 Jahre alt. Bei der Crosslauf-Weltmeisterschaft des Dachverbandes für Leichtathletik (IAAF) 1980 belegte er Platz 35. "Das war schon etwas ganz Besonderes für mich, aber das ist schon so lange her", sagt Clarke und knetet gedankenverloren den grün-weiß-orangenfarbenen Trainingsanzug, in dem er einst sein Land präsentierte.

Irgendwann sei es für ihn aber zu schwierig gewesen, das mit dem Laufsport verbundene Training und seinen Beruf als Koch unter einen Hut zu bringen. Also hängte er die Turnschuhe an den Nagel und widmete sich voll und ganz seiner Leidenschaft für kulinarische Köstlichkeiten. "Kochen macht mir wirklich Spaß. Seit ich 15 Jahre alt bin, probiere ich immer wieder neue Rezepte aus." Am liebsten experimentiere er mit Fischgerichten - obwohl er selbst am liebsten "Pasta in allen Variationen" isst.

Aber auch nach der Karriere als Leistungssportler hat Clarke ehrgeizige Ziele: "Am Ende des Jahres will ich die fünf Kilometer in 16 Minuten und zehn Kilometer in 34 Minuten laufen." Außerdem wünscht sich der Koch "nichts sehnlicher als eine feste Anstellung." Denn weil er bisher nur wenige Brocken Deutsch spricht, hatte er bei der Arbeitssuche bisher keinen Erfolg. Und die Zeit drängt: Im September erwartet seine Freundin Svea das zweite gemeinsame Kind. Alan Clarke will seine Familie ernähren - und hofft, dass es durch den täglichen Austausch mit Deutschen auch bald mit der Sprache aufwärts geht. "Ich habe schon bei vielen Restaurants nachgefragt, aber das Problem ist immer die Sprachbarriere." Deshalb besucht der Ire jetzt einen Integrationskursus an der Volkshochschule. Heimweh nach Irland hat er nicht: "Meine Heimat ist meine Familie und die lebt in Lüneburg."