Der fünfte Teil unserer Sommerserie “Ich liebe Lüneburg“ führt ins Freibad Hagen

Lüneburg. Eigentlich wollt sich der gelernte Kfz-Mechaniker Michael Hohm nur über den Beruf des Schwimmmeisters im Freibad Hagen informieren. Als er mit seinen Unterlagen beim Chef vorsprach sagte der, er könne am nächsten Tag anfangen.

Das war vor 18 Jahren. Inzwischen ist er Teamleiter im Freibad Hagen. "Im Gegensatz zum Salü müssen wir hier vieles selbst machen", sagt Hohm. So wechselt er auch die eine oder andere Chlorflasche aus oder stutzt mit dem Aufsitz-Mäher den Rasen. Nur das Heckenschneiden gibt er gern an einen Kollegen ab. Als Teamleiter ist er das Mädchen für alles. Michael Hohm koordiniert seine Mitarbeiter, bestellt Nachschub, wenn beispielsweise die Chlorflaschen ausgehen. "Ich sorge dafür, dass die anderen entspannt arbeiten können", sagt er.

Schwimmmeister ist eine Art Berufung für Michael Hohm, auch zwei Wochen Dauerregen können ihm den Spaß an der Arbeit nicht verderben, denn "dann kommt ein sonniger Tag mit vielen Gästen und alles ist wieder gut." Erste Hilfe leisten musste er zum Glück erst zweimal: "Einmal hatte jemand einen Herzinfarkt in der Dusche, ein anderes Mal ein Kind einen epileptischen Anfall." Das seien aber wirklich Ausnahmen, betont er. Normal seien Wadenkrämpfe - oder das Becken sei plötzlich doch tiefer, als gedacht.

Und auch die Baderegel "Nicht mit vollem Magen schwimmen" ist kein Mythos: "Wasser übt einen nicht unerheblichen Druck auf den Magen aus. Egal ob er sehr voll oder sehr leer ist, kann dieser Druck bei einigen Menschen zu Übelkeit führen", sagt der Schwimmmeister.

All das lernt ein Schwimmmeister normalerweise in einer dreijährigen Ausbildung. "Inzwischen ist die Berufsbezeichnung Fachangestellter für Bäderbetriebe", sagt Martina Drevs vom Salü, "denn heutzutage ist das Berufsbild erweitert auf Animation und viele Elemente aus der Wassergymnastik." Am Ende der Ausbildung steht eine harte Theorie- und Praxisprüfung an. Dazu zählt neben Streckentauchen auch das sogenannte "Klamottenschwimmen". 300 Meter müssen dabei in einem speziellen Anzug, der Kleidung simuliert, in acht Minuten zurückgelegt werden.

Zum Schluss muss die Kombi-Übung ausgeführt werden. Eine Puppe wird vom Grund des Beckens gerettet, fünf Minuten Herz-Lungen-Wiederbelebung gezeigt und die Befreiungsgriffe im Falle eines Angriffes angewendet. Alles Situationen, in die ein Schwimmmeister kommen kann. "Menschen in Not entwickeln im Wasser sehr starke Kräfte. Sie sind oft nicht mehr in der Lage einen Retter von einem Baumstamm zum Festklammern zu unterscheiden und gefährden damit den Schwimmmeister", weiß Drevs.

In der Theorieprüfung wird neben den Hauptfächern auch Wissen aus der Chemie, Bädertechnik oder Recht und Verwaltung abgefragt. "Damit man über seine Rechte und Pflichten und die des Gastes Bescheid weiß", sagt Martina Drevs. Dann wisse man auch, dass ein Bade- kein Schwimmmeister sei. "Ein Bademeister kommt aus dem medizinischen Bereich, er ist eigentlich ein Masseur", so Drevs.

Auch die Töchter von Schwimmmeister Michael Hohm sind begeisterte Schwimmer. "Meine Neunjährige hat Bronze und meine Elfjährige das silberne Schwimmabzeichen", sagt der stolze Vater. Selbstverständlich hat er ihnen das Tauchen, Kraulen und Rückenschwimmen selbst beigebracht.

Wenn Michael Hohm in seiner Freizeit ins Schwimmbad geht, wird viel gerutscht und ins Becken gesprungen - natürlich nur den Kindern zuliebe. "Aber es wird auch Schwimmen trainiert, die Kinder müssen sich ihr Eis schließlich verdienen", sagt er.

Eigentlich hat Michael Hohm immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Aber wenn etwas mutwillig zerstört wird, versteht er keinen Spaß mehr. "Da gehen welche hin und treten einfach die Schlüssel von den Spinden ab. Die Reparatur macht viel Arbeit und ist teuer, aber davon sieht man ja nichts", sagt er.

Gegen die "Unbelehrbaren", die nach zig Ermahnungen immer noch vom Beckenrand auf andere springen, hat er allerdings ein wirksamen Mittel: "Die bekommen Hauverbot und können den Rest der Saison von draußen zuschauen, wie ihre Freunde schwimmen gehen."

Der gebürtige Lüneburger hat die Stadt nie verlassen: "Weil wir die schönste Altstadt haben - und natürlich die besten Schwimmbäder", sagt er augenzwinkernd. Im Winter, wenn das Wasser aus den Becken im Freibad gelassen wird, hat der 41-Jährige im Salü ein Auge auf die Badegäste.