In Teil 3 unserer Sommerserie “Ich liebe Lüneburg“ nimmt uns Rechtsanwalt Felix Abraham mit auf die Ilmenau

Lüneburg. Dr. Felix Abraham sitzt der Schalk im Nacken. Für das Foto setzt sich der erste Vorsitzende des Ruderclubs Wiking im Anzug ins Boot, ganz rudernder Rechtsanwalt. Als Zehnjähriger ist der 44-Jährige Mitglied im Ruderverein geworden, seit fünf Jahren ist er der erste Vorsitzende.

"Neben der Arbeit habe ich wenig Zeit, ich bin inzwischen eher ein Freizeitruderer geworden", sagt er. Besonders die Vielseitigkeit schätzt er an seinem Sport: "Man kann einzeln oder in Gruppen rudern, auf der Ilmenau die Landschaft bestaunen oder sich so richtig auf dem Elbe-Seiten-Kanal verausgaben." Rudern ist fast ganzjährig möglich, außer im Herbst, wenn die Ilmenau abgelassen wird, bei Hochwasser, wenn der Steg überschwemmt ist oder wenn es im Winter Eis gibt. "Ein weiterer Vorteil ist, dass man in jedem Alter rudern kann, wir haben Mitglieder zwischen acht und über 80 Jahre", sagt Abraham, "man muss nur ins Boot reinkommen."

Ernst wird der Vater einer siebenjährigen Tochter nur, wenn es um die soziale Komponente seines Vereins geht. Vor 54 Jahren ging der Ruderclub Wiking aus den Schülerruderligen der Lüneburger Gymnasien hervor. "Wir fühlen uns moralisch verpflichtet auch heute noch Schülerruderkurse anzubieten", sagt Abraham. Trotz hohen Kosten und hohem Materialverschleiß können Schüler der Lüneburger Schulen so die Sportart kennen lernen.

Seit zwei Jahren bietet der Ruderclub zusammen mit Niels Teichmann das Kids-Rudercamp an. Niels Teichmann organisiert den Lüneburger Firmenlauf. Vom Startgeld jedes Teilnehmers gehen zwei Euro an den Ruderclub Wiking. "Neue Boote dürfen wir davon nicht anschaffen, das Geld ist für wirtschaftlich nicht so gut gestellte Kinder bestimmt", so Abraham. Damit diese Kinder auch rudern können, werden für sie die Mitgliedsbeiträge gesenkt oder erlassen und die Kinder kostenlos auf Regatten mitgenommen.

"Rudern hat noch immer einen elitären Hauch", bedauert Felix Abraham. Das läge besonders an den hohen Kosten für die Materialanschaffung und -erhaltung: "Ein neuer Vierer kostet etwa 20 000 Euro, Fieberglasboote können nach vier bis fünf Jahren nicht mehr für Wettkämpfe eingesetzt werden." Dadurch seien die Mitgliedsbeiträge extrem hoch. Mit Projekten wie dem Kids-Rudercamp oder Mitgliedern die sich verpflichten den doppelten Jahresbeitrag zu zahlen und durch Spenden kann der Ruderclub Wiking diese Mitgliedsbeiträge senken.

Nach seinem Jurastudium in Göttingen, Malaga, Madrid und Wien kam Felix Abraham wieder zurück nach Lüneburg. Besonders die kurzen Entfernungen schätzt der überzeugte Fahrradfahrer an seiner Heimatstadt, aber auch die Nähe nach Hamburg und die kulturelle und sportliche Dichte.

"Im Norden gibt es für Ruderer keinen Fluss wie die Ilmenau", sagt Abraham. "Das Gewässer ist weitgehend naturbelassen, teilweise fährt man durch Auwiesen und kann die reichhaltige Flora und Fauna bewundern." Am liebsten rudert er in Richtung Rote Schleuse, theoretisch ginge es bis nach Uelzen.

Nur die vielen Kurven stören den Rechtsanwalt. Eine solche hat in vor einigen Jahren auch das letzte Mal zum kentern gebracht. "Mein Skull hat sich mit einem Ast verhakt und ist aus der Dolle gerutscht. In Kurven ist die Ilmenau dann auch noch besonders tief", sagt er. Skull, so nennt man im Rudersport die Ruder.

Die gefährlichste Situation die Abraham im Ruderboot erlebt hat, ereignete sich zu DDR-Zeiten. "Auf dem Ratzeburger See drückte der Wind unseren Zweier auf die falsche, die DDR-Seite. Die hohen Wellen haben uns ins Schilf verfrachtet. Das Boot war halb voll Wasser, der Wind kam aus der falschen Richtung - wir wären fast nicht weggekommen und haben uns schon auf die DDR-Wächter vorbereitet."