Teil 7 unserer Sommerserie “Ich liebe Lüneburg“ führt heute an den Stintmarkt über der Ilmenau

Lüneburg. Bei schönem Wetter ist die Treppe am alten Hafen in Lüneburg genau der richtige Ort um zu entspannen, findet Leyla Krause. Wenn die Sonne die Pflastersteine angewärmt hat und ein wenig Kühle von der Ilmenau aufsteigt, lässt sie hier Beine und Seele baumeln.

Besonders am Ende eines anstrengenden Tages trifft sich die 17-Jährige hier gern mit Freunden. "Im Zentrum der Stadt ballt sich alles. Außerdem ist es wunderschön hier. Deshalb liebe ich das Stint-Feeling" sagt sie und blinzelt genießerisch in die Sonne.

Normalerweise hat Leyla Krause viel zu tun. Zum Faulenzen kommt sie selten. Seit der achten Klasse engagiert sie sich als Schülersprecherin an der Herderschule. "Ich habe mich gern für das Amt aufstellen lassen, denn meine Schwester war nicht nur in dieser Beziehung mein Vorbild." Auch sie war Schülersprecherin."

Eines ist ihr indes aufgefallen in den vergangenen Jahren: Während es in den unteren Klassenstufen noch einen regelrechten Wettbewerb darum gibt, wer die Schüler vertritt, sinkt die Zahl der Engagierten, die sich für die Belange der Mitschüler einsetzen wollen mit zunehmenden Alter rapide: "Vermutlich denken viele, dass es nicht besonders cool ist, Schülersprecher zu sein. Sonst würden ja mehr Leute mitmachen."

Sei einem halben Jahr vertritt Leyla Krause zusätzlich die Interessen der Schüler im Schulausschuss der Hansestadt. Die Bildungspolitik liegt ihr besonders am Herzen. Und das nicht nur, weil die Lüneburgerin zu den ersten gehört, die im nächsten Jahr das Abitur bereits nach zwölf Jahren abschließen.

Als der Stadtschülerrat zu Demonstrationen gegen die Pläne des Kultusministeriums aufrief, kamen mehr als tausend Schüler. "Es war schwer, die Leute zu motivieren. Viele waren überzeugt, es bringe nichts. Aber das dann doch so viele kamen, hat uns gezeigt, dass es sich gelohnt hat."

Bis nach Hannover drangen die Forderungen der unzufriedenen Schüler. Die damalige Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) lud eine Schüler-Delegation, zu der auch Leyla Krause gehörte, zu einem Gespräch ein. "Wir haben uns natürlich vorbereitet und die Situation aus unserer Sicht geschildert. Die Ministerin hat zugehört, aber passiert ist danach nichts."

Dennoch opfert die hübsche junge Frau einen Teil ihrer Freizeit gern dafür, sich für ihre Überzeugungen einzusetzen. "Wer etwas erreichen will, muss sich engagieren", sagt Leyla Krause überzeugt und erzählt davon, wie sie gemeinsam mit anderen gegen einen geplanten Nazi-Aufmarsch protestierte. Damals haben Gegendemonstranten in einer friedlichen Sitzblockade die Brücke am Stint versperrt.

Im Moment hat die 17-Jährige, die später gern als Sonderpädagogin arbeiten würde, alle Hände voll zu tun. Sie ist mit ihrer Familie gerade umgezogen. An Lüneburg schätzt die junge Frau vor allem die Lebendigkeit. "Die vielen jungen Leute, die die Uni in die Stadt lockt, beleben die Atmosphäre. Außerdem ist Lüneburg mit seinen vielen historischen Gebäuden und krummen Gässchen wunderschön", sagt Leyla Krause fröhlich und strahlt mit der Sonne.