Zu den starken Verwüstungen in Neuseeland könnten reflektierte Erdstöße beigetragen haben

Christchurch. Eine Woche nach dem Erdbeben in Neuseeland suchen Geologen nach den Gründen für das Ausmaß der Verwüstungen. Hunderte Gebäude waren eingestürzt, als das Beben der Stärke 6,3 zur Mittagszeit fast eine Minute lang Christchurch erschütterte, die größte Stadt der Südinsel. In den Trümmern starben mindestens 160 Menschen, etliche werden noch vermisst. Bereits im vergangenen September hatte ein Beben der Stärke 7,1 die Stadt heimgesucht - mitten in der Nacht. Dabei gab es jedoch keine Toten, die Schäden an Häusern waren vergleichsweise gering.

Dies könnte zum einen daran gelegen haben, dass der Erdbebenherd im September 40 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und zehn Kilometer unter der Erdoberfläche lag. Bei dem Beben vor einer Woche war der Ausgangspunkt der Erdstöße nur zehn Kilometer von Stadtzentrum entfernt, er befand sich zwischen den Vororten Lyttelton und Sumner auf der Halbinsel Banks südöstlich von Christchurch, und er habe in nur drei bis fünf Kilometern Tiefe gelegen, sagte Hamish Campbell vom Neuseeländischen Erdbebendienst GNS Science der örtlichen Zeitung "The Press". Die Nähe des Epizentrums zu Christchurch reiche jedoch allein als Erklärung wohl nicht aus. Deshalb gehen die Forscher jetzt einer weiteren Vermutung nach: Die seismischen Wellen aus der auf 17 Kilometer Länge gerissenen Gesteinsnaht rollten wohl nicht nur direkt von der Halbinsel ins Stadtzentrum, sondern wurden womöglich auch von einem Gesteinsmassiv auf der Halbinsel reflektiert und wie ein Echo auf Christchurch zurückgeworfen - als zusätzliche Dosis.

Die Häuser im Stadtzentrum von Christchurch ruhen auf einem vergleichsweise weichen, zum Teil schlammigen Fundament, das aus Sedimenten wie Ton, Lehm und Sand besteht - im Gegensatz zur Banks-Halbinsel, die vulkanischen Ursprungs ist und sich aus hartem Felsgestein zusammensetzt. "Die Art des Gesteins in der vom Beben betroffenen Zone könnte eine bedeutende Rolle für das unterschiedliche Ausmaß der Zerstörungen gespielt haben", sagte Gideon Rosenbaum von der University of Queensland in Australien gegenüber der Zeitung "The Press". "Hartes Gestein ist widerstandsfähiger, wohingegen weiches Gestein wie jenes unter Christchurch die seismischen Effekte eines Erdbebens verstärken kann", erläuterte Gideon Rosenbaum des Weiteren. Tatsächlich blieben die Erschütterungen auf der Banks-Halbinsel infolge des Bebens moderat; in Christchurch hingegen traten extreme Kräfte auf.